Wie viel verschiedne Weg´ in eine Stadt,Wie viele frische Ström´ in einen See,Wie viele Linien in den MittelpunktAn einer Sonnenuhr zusammenlaufen:So, erst im Gang, kann tausendfaches WirkenZu einem Zweck gedeihn, wohl durchgeführt.
Stürm, stürm, du Winterwind!Du bist nicht falsch gesinnt,Wie Menschenundank ist.Dein Zahn nagt nicht sosehr,Weil man nicht weiß, woher,Wiewohl du heftig bist.Heisa! singt heisa! den grünenden Bäumen!Die Freundschaft ist falsch, und die Liebe nur Träumen.Drum heisa, den Bäumen!Den lustigen Räumen! Frier, frier, du Himmelsgrimm!Du beißest nicht so schlimmAls Wohltat nicht erkannt;Erstarrst du gleich die Flut,Viel schärfer sticht das BlutEin Freund von uns gewandt.Heisa! singt heisa! den grünenden Bäumen!Die Freundschaft ist falsch, und die Liebe nur Träumen.Drum heisa, den Bäumen!Den lustigen Räumen!
Oft ists der eigne Geist, der Rettung schafft,Die wir beim Himmel suchen. Unsrer KraftVerleiht er freien Raum, und nur dem Trägen,Dem Willenlosen stellt er sich entgegen.Mein Liebesmut die höchste Höh ersteigt –Doch naht mir nicht, was sich dem Auge zeigt.Des Glückes weitsten Raum vereint Natur,Daß sich das Fernste küßt wie Gleiches nur.Wer klügelnd abwägt und dem Ziel entsagt,Weil er vor dem, was nie geschehn, verzagt,Erreicht das Größte nie. Wann rang nach Liebeein volles Herz und fand nicht Gegenliebe?
Doch Lieb, in Frauenaugen erst gelernt,Lebt nicht allein, vermauert im Gehirn,Nein, mit der Regung aller edler GeisterStrömt sie gedankenschnell durch jede KraftUnd zeugt jedweder Kraft zwiefache Kraft,Weit höher als ihr Wirken und ihr Amt.Die feinste Schärfe leiht sie dem Gesicht:Wer liebt, des Auge schaut den Adler blind!Wer liebt, des Ohr vernimmt den schwächsten Laut.
Wenn alles da war, wenn nichts Neues lebt,So ist der Geist in seiner Hoffnung blind,Der in den Wehen neuen Schaffens bebtUnd nur nochmals trägt ein vorhandnes Kind.O, könnten rückwärts meine Augen spähenFünfhundert Jahre mit der Sonne Lauf,Dein Bild in einem alten Buch zu sehen,Da Schrift zuerst nahm den Gedanken auf;Gern sähe ich, wie man in alten TagenSo stolz gefügtes Wunderwerk besang,Ob jene uns, ob wir sie überragen,Ob alles gleich blieb in der Zeiten Gang;Doch sicher weiß ich, nicht so hohen DingenLieß alte Zeit ein preisend Lied erklingen.
Was Brot dem Leibe, bist du meiner Seele,was dürrer Saat der Regen, bist du mir,der ich um deine Ruh mich rastlos quälewie es dem Geizhals geht mit seiner Gier.Bald möcht´ ich prahlend meinen Schatz genießen,bald zittre ich, daß die Zeit ihn bald mir stiehlt;bald wünsche ich, ganz mit dir mich einzuschließen, bald, daß mein Glück sich aller Welt empfiehlt.Bald schwelgt mein Blick in deiner Schönheit Fülle,um bald nach deinem Blicke zu verschmachten,und keine andre Lust bleibt Wunsch und Wille,als deiner Lust beseligt nachzutrachten.So fühl ich täglich, wechselnd auf der Stelle,mich bald im Himmel, bald mich in der Hölle.
Soll ich dich einem Sommertag vergleichen?Holdseliger und milder noch bist du:Durch Maienknöspchen rauhe Winde streichen,Des Sommers Frist geht raschem Ende zu.Oft glüht des Himmels Auge gar zu heiß,Oft zeigt sein goldner Glanz des Dunkels Spur,Das Schöne weicht oft aus der Schönheit GleisDurch Zufall oder Wandel der Natur.Doch nimmer schwindet deines Sommers Pracht,Und was du Holdes hast, wird ewig weilen;Du wirst nicht wandeln in des Todes Nacht,Wenn du verewigt bist in ewgen Zeilen.Solange Menschen atmen, Augen sehn,Lebt mein Gedicht, in ihm wirst du bestehn.
Sind echte Seelen innerlich vereint,Trennt nichts sie. Der hat lieben nie gelernt,Der Wechsel findend, wechselt; sich entfernt.Wenn sich der andre zu entfernen scheint.Nein, Liebe ist ein festgefügtes Mal,Von Sturm und Wogen ewig unversehrt;Irrendem Boot ein Richtstern, dessen WertErhaben über Maß, Begriff und Zahl.Der Liebende ist nicht der Narr der Zeit,Wenn süßer Wangen Reiz auch welken mag.Er wandelt sich nicht mit dem Stundenschlag,Er lebt im Schicksalslicht der Ewigkeit.Ist Irtum dies, so fällt, was ich je schrieb,Und niemals sprach ein Mensch: Ich hab dich lieb.