Der Weg von Freundschaft bis zur Liebe
Ist eine blumenreiche Flur:
Nie scheint uns da die Sonne trübe,
Und ringsum lächelt die Natur.

Sie leitet uns durch Rosengänge,
Und zeigt uns fern ein Paradies:
Und Harmonie macht durch Gesänge
Uns diese Frühlingsreise süß.

Wohin wir blicken, sehn wir Segen,
In jeder Pflanze, jedem Kraut.
Lacht immer Freud´ uns hold entgegen,
Und Hoffnung grünt, wohin man schaut.

Sie flicht aus ihrem eignen Kranze,
Die schönsten Blätter uns ins Haar,
Und leicht umschwebt im leichten Tanze,
Gleich Elfen, uns der Wünsche Schaar.

Aus Wünschen werden endlich Triebe,
Ein Trupp, der stark uns mit sich zieht,
Und plötzlich sind wir in der Liebe
Nur allzureizendem Gebiet.

Doch, ach, wie traurig und wie trübe,
Wie freudenlos, wie kalt und lang
Ist dann der öde Weg von Liebe
Zur Freundschaft! – Welch ein Übergang!

Wenn Hindernis von allen Seiten
Den müden Wanderer bestürmt,
Und Berge von Unmöglichkeiten
Ihm das Geschick entgegen thürmt!

Da giebt es lauter öde Haiden,
Nicht eine blumenreiche Flur,
Und statt der Hoffnung süßer Freuden
Geht Schwermuth uns zur Seite nur.

Kurz war der Weg hinan zum Glücke,
Der Liebesfreuden bunte Reihn
Verkürzten ihn: – doch, ach, zurücke
Geht man den langen Weg allein.

Noch glücklich, wem das Chor der Musen
Ein süßes Saitenspiel beschert,
Das manchmal dem gepreßten Busen
Erleichterung und Trost gewährt.

Gabriele von Baumberg
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