Wohl wahr, daß uralt alles Klagen,Daß allen Jammer, jede Noth,Schon sonst ein Menschenherz getragenSolang das Leben führt zum Tod.Doch immer neu wird all sein Ringen,Mit dem er durch die Zeiten geht,Der Mensch in jener Sprache singen,In der die Menschheit sich versteht.
Ob wir´s erlitten, ob verschuldet Vergangnes ist nicht abgetan. Ob losgekämpft und ungeduldet, Es folgt im Stillen unsrer Bahn. Dem Überraschten naht es leise, Heut mit verklärender Gewalt, Und morgen tritt´s in unsre Kreise Verkehrt zu wilder Mißgestalt.
Ein jeder Tag ist Keim und Blüth´,Im Schaffensdasein, im Gemüth.Versäumter Tag macht alt und schwer,Vergraut des Morgens Wiederkehr.Nur was dir rüstig am Tage gelangBringt dem Morgen festlichen Empfang.
Wenn du geliebt, wenn du gehofft,Wenn du gestrebt, gerungen,Wenn du mit starkem Willen oftDein blutend Herz bezwungen:Dann fühlst du, wie zu vollem WertErwacht dein ganzes Leben,Denn jeder Schmerz, der dich beschwertWird dich nur höher heben.Dein Glück, es ist so selten echt,Und wird dich doch betören:Der Schmerz verleiht dir erst ein Recht,Dem Leben zu gehören.Ob du umfingst in JugendluftDie Welt mit Liebesarmen,Es lehrt dich Leid erst und VerlustEin heiligstes Erbarmen.
Stille Tage, die ihr leise Von des Schaffens Ernst beschwingt, Mir in störungslosem Gleise Kaum bemerkt vorüber gingt: Thätig war´t ihr überlegen Unruhvoller Gegenwart, Und so fühl´ ich euren Segen Mir im Tiefsten offenbart. Ja, den Segen zu vollenden, Wißt ihr für des Liedes Ton Noch die Stimmung mir zu spenden, Als der Arbeit schönsten Lohn.
Wie du´s ihnen einmal recht gemacht,so wollen sie´s immer haben,Und ob du zehnmal Bessres erdacht,Sie hadern mit deinen Gaben.Was schiert sie, daß dich das Leben geführt,Und anders dein Müssen und Sollen!Du sollst nur können, was sie berührt,Und kannst nichts, was sie nicht wollen.Daß du sie führest so wie du mußt,Nie werden sie dir´s erlauben!Das alte Lied und der alte Wust,Man predigt Blinden und Tauben!
Wie wir die Menschen sehn, nicht wie sie sind,So lieben wir sie. Unser tiefstes SehenIst, wo wir lieben, kinderselig blind,Und mag nur mit dem Herzen sich verstehen.Erkenntniß selbst wird eingehüllt geschwind,In schönem Trug mit uns einher zu gehen.Wie reich die Armuth, die das Herz verschwendet!Wie arm der Reichthum, wenn der Trug sich wendet!