Was mich still und traurig macht,Darf ich Keinem sagen,Einsam denk´ ich´s Tag und Nacht,Einsam muß ich´s tragen.Was mir sonst am Herzen lagIst dahin genommen,Seit von drüben Tag für TagSchreck und Groll mir kommen.Ach, wie schlimm die Welt gewußtSeinen Sinn zu thören!Ihn zu treiben, mir mit LustGlück und Ruh zu stören!Soll sich Alles, was einst gut,Uns so schnell verleiden?Freie Red´ und UebermuthWill nicht jeden kleiden.Was mir ganz und gar mißfällt,Dient ihm nur zum Spiele.Dürft´ ich sagen unverstelltWas mir mehr gefiele!Einsam denk´ ich´s Tag und Nacht,Darf es Keinem sagen.Was mich still und traurig macht,Einsam muß ich´s tragen!
Ob wir´s erlitten, ob verschuldet Vergangnes ist nicht abgetan. Ob losgekämpft und ungeduldet, Es folgt im Stillen unsrer Bahn. Dem Überraschten naht es leise, Heut mit verklärender Gewalt, Und morgen tritt´s in unsre Kreise Verkehrt zu wilder Mißgestalt.
Wie du´s ihnen einmal recht gemacht,so wollen sie´s immer haben,Und ob du zehnmal Bessres erdacht,Sie hadern mit deinen Gaben.Was schiert sie, daß dich das Leben geführt,Und anders dein Müssen und Sollen!Du sollst nur können, was sie berührt,Und kannst nichts, was sie nicht wollen.Daß du sie führest so wie du mußt,Nie werden sie dir´s erlauben!Das alte Lied und der alte Wust,Man predigt Blinden und Tauben!
Aus reinster Tiefe muß es stammenUnd wie des Himmels Blau so treu,Was eure Seelen fügt zusammen,Dann bleibt´s euch ewig frisch und neu.Aus erster Lieb´ und erster WonneSproßt jede Blüt´ am Lebensbaum;wie ging die Zeit, wie ging die SonneDahin? – Ihr wißt es selber kaum.
Leeres Reden, Kommen, Gehen,Schales Lächeln, Lachen auch,Alles mußtest du verstehen,Heuchelnd nach des Tages Brauch! Unergründet muß es bleiben,Glatt und trügrisch wie die Welt,Wenn dein Wesen ihrem TreibenWiderwillig ward gesellt.Dein erst, wenn der Tag zerstoben,Ist, was dir die Seel´ umfaßt,Dein des Glücks, der Schmerzen Toben,Dein geliebter Sorgen Last.
Nicht hassen, wo der Hass Gebot?In Angst sich bergen vor kindischer Schuld?Das Leben verkümmern Lot für Lot -O wundersame Eselsgeduld!Kommt mir nur nicht mit Sittlichkeit herUnd heuchlerischem Moralgeschwänz!Ist doch eure ganze SittlichkeitslehrNur eitle Blähung der Impotenz!Der Katechismus eurer Moral,Am Schnürchen schnurrt er von Pflicht zu Pflicht,Das Leben fordert viel hundertmalSich zu wärmen, zu leuchten mit eignem Licht.
Wohl wahr, daß uralt alles Klagen,Daß allen Jammer, jede Noth,Schon sonst ein Menschenherz getragenSolang das Leben führt zum Tod.Doch immer neu wird all sein Ringen,Mit dem er durch die Zeiten geht,Der Mensch in jener Sprache singen,In der die Menschheit sich versteht.
Neuer Frühling ist gekommen, Neues Laub und Sonnenschein, Jedes Ohr hat ihn vernommen, Jedes Auge saugt ihn ein. Und das ist ein Blühn und Sprießen, Waldesduften, Quellenfließen, Und die Brust wird wieder weit, Frühling, Frühling, goldne Zeit! Von dem Felsen in die Weite Fliege hin, mein Frühlingssang, Ueber Ströme und Gebreite, Durch Gebirg und Blüthenhang! Darf nicht wandern, muß ja bleiben Ob´s mich ziehn auch will und treiben, Doch so weit mein Himmel blau´t Singen, singen will ich laut! Wie die Welt auch wechselnd gehe, Wie das Schicksal auch mich treibt, Komme Glück und komme Wehe, Wenn nur Eines mir verbleibt: Fester Muth der freien Seele Und die freud´ge Liederkehle,Lebenslust und Lebensdrang, Goldnes Leben im Gesang!
Wie mit ungehemmtem Schritt Wechseln Tag und Leben, Nimmt der Wechsel dich auch mit, Wandelt sich dein Streben. Holde Züge, Melodie´n Zaubrisch einst ergreifend, Läßt du kühl vorüber ziehn, Kaum die Seele streifend. Was dein Wesen einst berückt, Was dein Herz bereute, Blüthen sind´s, im Lenz gepflückt, Die der Wind zerstreute. Wenn zu lächeln dir gelang Dem, was du verloren, Weißt du, welchem Wandelgang Dich die Zeit erkoren?
O Schlaf! warum mit vollen HändenNahst du dich holder Jugend nur?Du folgst mit goldenem VerschwendenDes eigenwill´gen Glückes Spur.Wem du geneigt, verkennt den Segen,Wer dich ersehnt, gewinnt dich nicht,Nur der Verlust ist das Gewicht,Des Lebens Schätze recht zu wägen.