Sie haben heut im Tribunal
Ihm zu Gericht gesessen,
Weil einen Kuß der Maid er stahl
Vergessen und vermessen.

"Wer von euch", sprach er, "strenge Herrn,
Die hier in Würden prangen,
Hat nicht einmal ein Mädel gern
In trauter Stund umfangen?"

Da stutzten sie, galt´s ja doch, hier
Sich höchstem Recht zu beugen;
Doch Amor sprach: "Gestattet mir
Ihr Herrn, für ihn zu zeugen:

Er stahl den Kuß – ich saß zum Glück
Versteckt in Rohr und Binsen –
Doch treulich gab er ihn zurück
Mit Zins und Zinseszinsen."

Carl Heinrich Saxen-Hausen

Zusätzliche Informationen

»Wandergrüße«, Druck und Verlag von Greiner & Pfeiffer, Stuttgart, 1890
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