O Jüngling, lern aus der Geschichte,
die dich vielleicht zu Tränen zwingt,
was für bejammernswerte Früchte
die Liebe zu den Schönen bringt.

Ein Beispiel wohlgezogner Jugend,
des alten Vaters Trost und Stab,
ein Jüngling, der durch frühe Tugend
zur größten Hoffnung Anlaß gab,

den zwang die Macht der schönen Triebe,
Climenen zärtlich nachzugehn.
Er seufzt´, er bat um Gegenliebe;
allein vergebens war sein Flehn.

Fußfällig klagt er ihr sein Leiden;
umsonst! Climene heißt ihn fliehn.
»Ja«, schreit er, »ja, ich will dich meiden;
ich will mich ewig dir entziehn!«

Er reißt den Degen aus der Scheide
und – oh, was kann verwegner sein! –
kurz, er besieht die Spitz´ und Schneide
und steckt ihn langsam wieder ein.

Christian Fürchtegott Gellert
Bitte anmelden, um Kommentare zu sehen und zu posten

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.