Als die Venus neulich saße
In dem Bade nackt und bloß,
Und Cupido auf dem Schoß
Von dem Liebes-Zucker aße,
Zeigte sie dem kleinen Knaben
Alles was die Frauen haben.

Marmel-Hügel sah er liegen,
Von Begierden aufgebaut;
Sprach zur Mutter überlaut:
Wann werd ich dergleichen kriegen,
Daß mich auch die Schäferinnen
Und die Damen lieb gewinnen?

Venus lacht aus vollem Munde
Über ihren kleinen Sohn:
Denn sie sah und merkte schon,
Daß er was davon verstunde,
Sprach: Du hast wohl andre Sachen,
Die verliebter können machen.

Unterdessen ließ sie spielen
Seine Hand auf ihrer Brust:
Denn sie merkte, daß er Lust
Hatte, weiter nachzufühlen,
Bis ihr endlich dieser Kleine
Kam an ihre zarten Beine.

Als er sich an sie geschmieget,
Sprach er: Liebes Mütterlein,
Wer hat an das dicke Bein
Euch die Wunde zugefüget?
Müßt ihr Weiber denn auf Erden
Alle so verwundet werden?

Venus konnte nichts mehr sagen,
Als: Du kleiner Bösewicht,
Packe dich, du sollst noch nicht
Nach dergleichen Sachen fragen.
Wunden, die von Liebes-Pfeilen
Kommen, die sind nicht zu heilen.

Christian Hofmann von Hofmannswaldau
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