An Alexis send´ ich dich,Er wird, Rose, dich nun pflegen;Lächle freundlich ihm entgegen,Daß ihm sey, als säh´ er mich! Frisch, wie du der Knosp´ entquollst,Send ich dich; er wird dich küssen:Dann – jedoch er wird schon wissen,Was du alles sagen sollst.Sag´ ihm leise, wie ein KußMit halb aufgeschloßnem Munde,Wo mich, um die heiße Stunde,Sein Gedanke suchen muß.
Fiel ein Herz im DrangeZwischen Reiz und Pflicht:Mensch, o richte nicht!Weißt du, welchem Zwange,Welchem UnglückstagSolch ein Herz erlag?
Und daß schon hier, im Reich der Sinne,Die junge Paradieseswelt beginne,Ward unserm Geist ein Wesen zugestellt,Aus Geist und Sinnlichkeit geboren:Die Phantasie ward auserkoren,Zu öffnen uns die reiche Wunderwelt.
Die Einsamkeit erzieht die PflanzeDes höheren Lebens im Gemüth,Den zarten Keim, der in dem GlanzeVon andern Sonnen heller blüht.Sie sammelt uns in ihrem Schatten,Wenn wir, verlockt durch Trug und Schein,Uns von uns selbst verloren hattenUnd führet uns in uns hinein.
Aus unsern HerzenWächst, was wir säen, uns wieder zu;Da pflanzt die Wahrheit ihre Ruh´,Da fühlt die Torheit ihre Schmerzen,Da sät das Laster seine Pein.Oh, da verblühet jeder Morgen,Den leere Abende bereun.Da hüllt die Tugend sich verborgenIn ihre stille Pflanzung ein,Die ihr kein Erdensturm verweht.
Wo eine Tugend an der Brust der andern,Und wo der Gram ans Herz der Liebe fällt,Da laß uns heiliger vorüberwandern,Da feiert eine Engelwelt.Sei hochbeseligt oder leide:Das Herz bedarf ein zweites Herz;Geteilte Freud´ ist doppelt Freude,Geteilter Schmerz, ist halber Schmerz.