Nachklang
(An L.)

Wenn ich dich, du schöne Schwester, sehe
Und betrachte deinen Ernst so gerne,
In den Augen diese klaren Sterne,
Ist´s, als wollte weichen all mein Wehe.

Denn da kann ich mir so plötzlich denken,
Dürft´ ich wohl in ihre reine Seele
Das Geheimnis, das ich stets verhehle,
Dieses unverdienten Kummers senken?

Daß er wie ein Leichnam sei im Grabe,
Drin sie ihn zurechte würde legen,
Und sie spräche über ihn den Segen,
Ach! auf daß ich fortan Ruhe habe.

Denn so lang ich mag die Hoffnung hegen,
Jenes Bild, das längst für mich verschieden,
Könnte mir noch holden Gruß entbieten,
Will mich nichts zur Freude mehr bewegen.

Eduard Mörike

Zusätzliche Informationen

»Mörikes Werke«, 1909

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deutscher Erzähler und Lyriker, Dichter
* 8.9. 1804 - Ludwigsburg, Herzogtum Württemberg
4.6. 1875 - Stuttgart, Königreich Württemberg
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