Ihr Deutschen unter fremden Sternen,In meergeschiedenen weiten Fernen,Ihr sollt die Sprache nie verlernen.Die wohllautreiche, starke, milde,Die schönheitvollen Klanggebilde,Die in des alten Lands GefildeDereinst zu euch die Mutter sprach;In euren Herzen tönt sie nach:Wer sie vergißt – dem Weh und Schmach!Die Sprache Shakespeares trägt der BritteIch lob´ ihn drum! – wie seine SitteGetreu in fremder Lande Mitte:Und Schiller soll vergessen sein?Ihr deutschen Männer rufet: Nein!Ihr deutschen Frauen, stimmet ein,Und eure Mädchen soll´n und KnabenAls köstlichste von allen GabenDas Kleinod deutscher Sprache haben!
Zur Ruhe gehe keine Nacht,Wenn einer deiner Lieben grollt;Wer weiß, ob morgen ihr erwacht,Euch auszusöhnen wie ihr sollt.Das Herz, das jetzt so stürmisch pochtIn Trotz und Stolz und hartem Sinn,Ein über Nacht verglimmter Docht,Ist morgen schon vielleicht dahin.Dann gibt nicht wieder dir der MundErwidernd der Versöhnung Kuß;Er schloß sich unversöhnlich undIm Aug´ erlosch der Thräne Fluß.Weh! mußt am Sarg du dir gestehn,Gedenkend an sein Angesicht,Als du´s das letztemal gesehn,Da war´s in Liebe und Friede nicht!Drum fühlst du abends Grimm und Groll,Laß drüber hingehn keine Nacht.Stark ist der Trotz – doch wundervoll,Viel stärker ist der Liebe Macht.Zum Freunde geh und beut die Hand,Du selbst zuerst zum Frieden an:Und sternenwärts dein Haupt gewandt,Geh freudig heim, zu schlummern dann!
Wie mag ein Herz, das liebet,doch überselig sein!Das tote Selbst zerstiebet,im andern lebt´s allein.´s ist wie ein tiefer Bronnen,darin du untergehst,und in dem Reich der Wonnenbeseligt auferstehst.
Selbst nichts leisten können,Ist nur ohnmächtigUnd eigengeschlechtig:Aber es denen mißgönnen,Die was können, Das ist niederträchtig.
Glaubt mir, es wird mir oft zur Pein:Es fällt mir immer etwas ein!Ach, dies soll nicht geprahlet sein:Denn nicht Gedanken nur allein:Wunsch-Schlösser, stolz und kühn und fein,Und Traumgebäude von schönem Schein, –An Männlein und Weiblein der Glaube mein, –Es fällt mir immer etwas ein!
Nur unter uns! – Ganz leise!Beileib´ verratet´s nicht:Es ist nicht alles weise,Was ein Professor spricht!Es bleibe dieses ReimnisGestrenges Amtsgeheimnis!
Nun steht daheim der WeißdornstrauchIn ersten Knospentrieben:Und durch die Lüfte weht ein HauchVon leisem Lenz und Lieben.Nun singt daheim im AbendrotDie Amsel auf dem Flieder:»Vergeßt des Winters bange Not: –Bald büh´n die Veilchen wieder.«Hier starrt noch ringsum Frost und Eis:Und doch, mit Südlandstrieben,Durch meine Seele wogt es leis,Ganz leis, wie Lenz und Lieben.
Lang lebt´ ich nach der Leute Sagen,Da war ich elend Tag und NachtUnd hab´s doch keinem recht gemacht:Jetzt leb´ ich mir nur zum Behagen –Sie schelten: doch mein Herz, das lacht.
Ich kenne einen wunderbaren Baum,Der doppellebig ist: er heißt die Reue,Die dunkle Wurzel fußt im Höllenraum,Und heißt die Schuld; jedoch in Himmelsbläue,Die Sterne küssend, hebt mit edlem SchwungDer Wipfel sich: er heißt die Besserung.