Was heißest du mich Lieder dichten,
Wie ich vor Zeiten sang vor dir?
Auf nichts mehr hab ich zu verzichten,
Und alle Wünsche schweigen hier.
Wer möchte, wenn in Frühlings Räumen
Der Blüten Pracht ihn hold begrüßt,
Hinaus sich in die Ferne träumen,
Wo keine Blüte sich erschließt.

Ach, ungerufen kommt die Stunde,
Und immer einst zu früh heran,
Da ich, getrennt von deinem Munde,
Der Lieder Tröstung brauchen kann.
Versingen will ich dann die Schmerzen,
Rückträumen mich in diese Zeit.
Die Sehnsucht nur wohnt in dem Herzen,
Darin der Liebe Saat gedeiht.

Jetzt aber will ich nicht ins Weite,
Nicht schweifen über Berg und Au´n,
Jetzt laß mich ruhn an deiner Seite,
Und laß mich dir ins Auge schaun.
O küsse mich und küsse wieder,
O sinne nicht und grüble nicht.
Was wollen dort die armen Lieder?
Uns ward das Leben zum Gedicht.

Franz Kugler

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deutscher Historiker und Kunsthistoriker, Schriftsteller
* 19.1. 1808 - Stettin
18.3. 1858 - Berlin
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