Zu Tübingen am Neckar,
da steht ein stilles Haus,
da trat beim Sternenlichte,
den Hut tief im Gesichte,
ein bleicher Mann heraus.
Wer weiß, daß du verstummtest?
Dies Haus und ich allein!
Doch morgen wird man trauern
von Memels alten Mauern
bis an den Wasichenstein.
Da schallte von der Brücke
der Burschen strammer Tritt;
sie huben an zu singen,
manch Fräulein von Tübingen
sang in Gedanken mit.
»Ich hatt´ einen Kameraden!«
das klang so frisch und voll:
der Bleiche horchte lange,
bis brennend auf die Wange
ihm eine Träne quoll.
»Und ob im Todeskampfe
das deutsche Herz dir brach:
dein Geist wird um uns schweben,
denn deine Lieder leben
bis an den jüngsten Tag.«
Der Mond, der schien so helle,
der aus den Wolken trat,
im Neckar sang es leise,
und fern verklang die Weise:
»Mein guter Kamerad.«

Friedrich Wilhelm Weber

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deutscher Arzt und Politiker, Übersetzer, Versepiker
* 26.12. 1813 - Althausen, Westfalen
5.5. 1894 - Nieheim, Westfalen
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