Mit zwanzig leichten Lenzen
Lag ich in diesem Wald,
Und seh´ ihn heute glänzen
In gleicher Lichtgestalt;
Es duften seine Würzen
Und seine Bäche stürzen
Ja, nimmer wird er alt.

Mit rüst´gen Mannesschritten
Geh´ ich noch durch ihn hin,
Ich bin an Willen, Sitten,
Ich bin der Alt´ am Sinn;
Und dennoch muß ich sagen,
Ich muß mit Schmerzen klagen,
Daß ich ein andrer bin!

Die Buchen und die Eichen,
Mit Wurzeln tief und breit,
Sie waren meinesgleichen,
Was wußt´ ich von der Zeit?
Gleich diesen Felsenquadern
Fühlt´ ich in allen Adern
Getrost Unsterblichkeit.

Wohl bin ich jetzt ein andrer,
Bin kein Gewächs des Hains;
Ich bin ein flücht´ger Wandrer,
Und denke nur an Eins:
Daß ich wie Windeswehen
Durch diesen Wald muß gehen –
O kurzer Traum des Seins!

Gustav Schwab
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