Fliegt, Ihr meiner Jugend Träume,
Flattert, leichtbeschwingte Reime,
In mein frohes Jugendland,
Wo ich unter dichten Bäumen,
In der Muse sel´gen Träumen
Wahrheit suchte, Bilder fand.

Gleich den bunten Schmetterlingen
Schlüpften mir auf leichten Schwingen
Manche, manche längst vorbei;
Andre sind mir treu geblieben,
Und so bleib´ ich Euch, Ihr Lieben,
Auch mit Herz und Seele treu.

Ach, in Deinen Schooß versunken
Sind die Welten, die ich trunken
In Dir sahe, Silbersee.
Schlummert sanft! denn auch in jenen
Luftgefärbten hellen Scenen
Winket mir der Wahrheit Höh.

Flieht, Ihr meiner Jugend Träume,
Flattert, leichtbeschwingte Reime,
In die Hand der Jugendzeit!
Träume sind wir, denen Schatten
Sich mit Licht und Wahrheit gatten,
Und die auch der Traum erfreut.

Johann Gottfried Herder

Mehr von

deutscher Dichter und Übersetzer, Theologe, Geschichts-, Kultur-Philosoph
* 25.8. 1744 - Mohrungen
18.12. 1803 - Weimar
Bitte anmelden, um Kommentare zu sehen und zu posten

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.