Beim Totengräber pocht es an:
– Mach auf, mach auf, du greiser Mann!
Tu auf die Tür und nimm den Stab,
Mußt zeigen mir ein teures Grab! –

Ein Fremder spricht´s mit strupp´gem Bart,
Verbrannt und rauh nach Kriegerart.
– Wie heißt der Teure, der euch starb
Und sich ein Pfühl bei mir erwarb? –

– Die Mutter ist es, kennt ihr nicht
Der Martha Sohn mehr am Gesicht? –
– Hilf Gott, wie groß, wie braungebrannt!
Hätt´ nun und nimmer euch erkannt;

Doch kommt und seht, hier ist der Ort,
Nach dem gefragt mich Euer Wort.
Hier wohnt, verhüllt von Erd´ und Stein,
Nun Euer totes Mütterlein. –

Er steht und starrt zum teuren Grab
Mit tränenfeuchtem Blick hinab.
Dann schüttelt er sein Haupt und spricht:
– Ihr irrt, hier wohnt die Tote nicht.
Wie schlöß´ ein Raum, so eng und klein,
Die Liebe einer Mutter ein! –

Johann Nepomuk Vogl
Bitte anmelden, um Kommentare zu sehen und zu posten

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.