Die Überraschte.

Amor schlich in stiller Nacht
In mein Haus verwogen,
Wie ich morgens aufgewacht,
War er eingezogen;

Als ich zürnte, bat er sehr,
Möcht´ ihn nicht verjagen,
Sprach, er käm´ von weitem her,
Würden uns vertragen;

Hätt´ ihm nur ganz kurze Zeit
Herberg geben sollen,
Sey zu Gegendienst bereit,
Hat Zins zahlen wollen!

Und nun ist er noch im Haus,
Will noch länger bleiben,
Sagt, er gehe nicht hinaus,
Könn´ ihn nicht vertreiben.

Spricht, es sey nur Scherz von mir,
Und fängt an zu lachen;
Ihm gefalle das Quartier –
Was kann ich da machen?

Und zuletzt fing mit Gewalt
Er mich an zu küssen;
Ob ich schrie, ob ich ihn schalt –
Hab´ es leiden müssen! –

Joseph Christian Freiherr von Zedlitz
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