Herz, du bist so alt geworden,
Und bist noch so jung,
Noch so kindisch jung geblieben,
Daß du immer für dein Lieben
Noch begehrst Erwiderung.

Daß du meinst, für treues Mühen
Zieme sich auch Dank,
Nicht an still erlittner Plage
Allerletztem Leidenstage
Noch im Kelch der bittre Trank.

Herz, du bist so alt geworden:
Lern es einmal doch,
Daß du sollst nach bess´rem Lohne,
Anderm Kranz und andrer Krone
Sänftlich tragen Kreuz und Joch.

Sei die Blume, die zertreten,
Da sie eben blüht,
Wieder grünt und blüht von vornen;
Trag am Haupte still die Dornen,
Und die Rosen im Gemüt!

Karl Heinrich Wilhelm Wackernagel
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