Still und hell ist mein Gemüt, Wie im Herbst ein Sonnentag, Und doch fühl´ ich, daß im Innern Wie durch Lenzes Zauberschlag Eine junge Schöpfung blüht. Hast du noch nicht ausgeglüht, Meiner Jugend Sonnenschein, Und wenn jetzt der Winter käme, Würd´ er mir in Blüten schnein, Wie im ewigjungen Süd? Ach, und meiner Flügel Schwung War so traurig schon gelähmt! Denn ich habe sterben sehen; Und nun fühl´ ich fast beschämt Mir zum Leben Mut genung. Wäre nicht Erinnerung, Schiene Traum, was Leben war! Aber wen die Götter lieben,Stirbt er auch in grauem Haar, Dennoch stirbt er ewigjung.
In Sternennacht,wenn´s dämmert sachtüber Feld und Heide,mußt himmelwärtso Menschenherzdich heben in Lust und Leide.
Hat dich die Liebe berührt,Still unter lärmenden Volke, Gehst du in goldner Wolke,Sicher von Gott geführt.Nur wie verloren, umherLässest die Blicke du wandern,Gönnst ihre Freuden den Andern,Trägst nur nach einem Begehr:Scheu in dich selber verzückt,Möchtest du leugnen vergebens,Daß nun die Krone des Lebens,Strahlend die Stirn dir schmückt.
Zwischen Nacht und frühem TagZu mir kamen die bösen Träume,Böse Träume, süße Träume,Da ich wach und wehrlos lag.Rissen der Liebe wild und zagAllen Schleiertrug herunter.Glut ging auf – ach, Ruh´ ging unterZwischen Nacht und frühem Tag!
Hab Erbarmen! hab Erbarmen,Um mich selbst bin ich gebracht,Wenn du winkest mit den ArmenDurch die Ferne, durch die Nacht.Lösch, o lösch die kleine Kerze,Die mir dieses Nackens PrachtNur enthüllt zu meinem SchmerzeDurch die Ferne, durch die Nacht!Deine Stimme laß ertönen,Denn sie dringt heran mit Macht,Als umarmte mich dein SehnenDurch die Ferne, durch die Nacht!
Schwüle Stunden! Flüsternd kaumBebt das Laub im Sommerwinde;Vogelstimmen wie im TraumGirren im Gezweig der Linde.Auf dem blumigen WiesenplanGlüht und zittert Sonnenhelle;Schlummertrunken ruht der SchwanAuf des Weihers blanker Welle.Ach, und mir in tiefster BrustBrechen auf die alten Wunden.Sehnsuchtsvoll in Qual und LustDenk´ ich alter schwüler Stunden!
Goldner NebelsonnenduftÜberhaucht Gebirg und Flur.Droben steht ein Wölkchen nurIn der windstill reinen Luft.Auf dem See ein FischerkahnMit den Segeln gelb und blau,Drauf gemalt die Himmelsfrau,Zieht wie träumend seine Bahn.Rings kein Laut der wachen WeltUm des Monte Baldo Thron,Gleich als wüßten´s alle schon,Daß der Alte Siesta hält.Leis am Ufer gluckst die Flut;Auch der Kummer, der zur NachtMich um meinen Schlaf gebracht,Hält den Atem an und ruht.
Die ihr über dem Haupt mir schwebt, Dunkle Mächte des Lebens, Holder Gaben die Fülle gebt, Ach, nur daß ihr den Schleier hebt, Der den sterblichen Blick umwebt, Hofft die Seele vergebens? Allmacht, ewige Meisterin, Ist denn Frevel die Frage, Ob ich einst das Woher? Wohin? Zu enträtseln berufen bin, Ob dem ahnungumwobnen Sinn Himmlische Klarheit tage? Oder ruf´ ich umsonst dich an? Mußt du herrschen und schweigen? Darfst du, wie dem gefangnen Mann, Was ich nimmer erreichen kann, Durch des ehernen Gitters Bann Nur von ferne mir zeigen?