Ich möcht´ nicht sterben als Journalist
[Und blühten mir Bolzens unsterbliche Ehren!]
Und bis ans Ende den Tagesmist
In dampfende Häuflein zusammenkehren.

Ich möcht´ nicht sterben als Kapitalist,
Die letzte Nacht in der Sorge Krallen:
Ob Eisen und Kohle noch sicher ist,
Und ob in London die Minen gefallen.

Ich möcht´ nicht sterben, vom Beifall umtobt
Unreifer Gesellen, die mich gelesen,
Und heiß von Müller und Schultze gelobt,
Weil ich »talentvoll«, wie sie, gewesen.

Ich möcht´ nicht sterben im Überfluß,
Nicht als Gehetzter kommen zur Strecke.
Ich möchte sterben an einem Kuß,
Geraubt hinter blühender Weißdornhecke.

An einem Kuß, von Lippen getauscht,
Die schauernd im ersten Maiwind erschlossen,
Auf die, die alle meine Träume berauscht,
Der Lenz seine seligsten Freuden gegossen.

Ich möchte sterben, wie einer schied,
Den hatten die seligen Götter gerne:
Die Hand am Humpen, im Herzen ein Lied
Und im brechenden Blick die ewigen Sterne.

Rudolf Presber

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deutscher Journalist und Dichter, Dramatiker, Romancier, Erzähler
* 4.7. 1868 - Frankfurt/Main
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