Ein kahles Feld vor meinem Fenster liegt.
Jüngst haben dort sich schwere Weizenähren
im Sommerwinde hin und her gewiegt;
vom Ausfall heute sich die Spatzen nähren.

Welch trübes Bild! Doch leiht ihm Sonnenschein
ein Kinderpaar, das auf den Stoppeln schreitet,
die letzte Lese sorgsam sammelt ein
und jeden Fund mit frohem Ruf begleitet.

Schon faßt den Ährenstrauß ihr Tüchlein kaum.
Am Bahndamm beide rastend niederhocken;
der Knabe schießt im Grase Purzelbaum,
das Mägdlein windet Blumen in die Locken.

Schwebt mir nicht hier mein eignes Leben vor?
Wohl rafften Zeit und Tod hinweg das Beste,
doch lachend zeigen Liebe und Humor:
Noch finden wir genug der Freudenreste!

Theobald Röthig
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