O, frage nicht, ob sie die Glocken läuten,
Wenn dein Gemüt wird zum Gebete klar;
Frag´ nicht, ob schon der Tempel seine Pforten
Geöffnet für der Beter fromme Schar.
Hand auf das Herz! jedweder grüne Hügel
In Gottes Schöpfung ist ein Betaltar;
Wer im Verborg´nen stillet eine Träne,
Bringt ein Gebet der ew´gen Gottheit dar;
Wer Trost und Hilfe bringt in eine Hütte,
Wo Not und Elend sich emporgerungen,
Der hat ein Lied inmitten der Gemeinde
Aus seines Herzens Tiefe mitgesungen.
Wer eine Labung dargebracht dem Kranken,
In dessen Auge Tränenperlen hangen,
Wer die Bedrängten rettet aus den Nöten,
Der ist zum Tisch des Herren hingegangen.
Mit Worten nicht, durch Taten nur
Läßt sich das Christentum vertreten,
Wer die Gebete zählen kann,
kann nicht aus vollem Herzen beten.
Drum fraget nicht nach Ort und Zeit
Und ob der Sabbath angegangen:
Ein Tempel ist die ganze Welt,
So weit am blauen Himmelszelt
Die gold´nen Sterne aufgehangen.

Theodor Drobisch
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