Wer den Pfad der Jugend schreitet,Sieht, wie diese große WeltSich vor ihm gewaltig weitet,Wert der Wünsche, prachtgeschwellt!Aber auf des Alters schwererWandrung, wird die Welt ringsumImmer kleiner, immer leerer,Hoffensbar und trüb und stumm.
Die Freiheit hab´ ich erst verstanden,Als sie mich floh mit scheuem Kuß,Doch nicht deshalb, weil ich in Banden,Nein, weil ich andre binden muß.Das wird ein Auferstehn der Seele,Ein Fest, von Morgenglanz umspielt,Sobald ich keinem mehr befehleUnd keiner lebt, der mir befiehlt!
Zwingt mich eine Löwe kühn im SiegenZu letztem, ganzem Unterliegen,So will ich stummergeben sein;Doch überlästig sind die Fliegen,Die niedrig frechen,Die listig stechen,Und nichts in meiner Seele biegen,Und nichts in meiner Seele brechen,Doch bleiben eine ekle Pein.
Siehst du den eigenen Schatten vergehnStill an der Mauer,Siehst du die ziehende Wolke verweh´nIm Regenschauer,Siehst du den steigenden MorgenrauchIn Nichts verschweben –So siehst du Anfang und Ende auchVon deinem Leben.
Von allen Welten, die kreisen im All,Und entstehn und verwehn wie Funkenfall,Ist jene die schönste, die unsichtbar,Und doch so eigen, und brennend klar,Zwischen zwei Menschen allein ersteht,Zwischen zwei Menschen allein vergeht,Von deren Inhalt, von deren Bahnen,Alle anderen Welten nichts ahnen!
Ich werde in diesem LebenDie Menschen nicht besser machen;Das hab´ ich aufgegeben!Ich weiß, mein Wunsch war zum Lachen.So lange sie Atem haben,Werden sie ohne Erröten,Das eigene Ich zu erlaben,Einander langsam töten.Mein Hund nur, dem ich gepfiffenBei manchem Feldmausmorden,Der hat mich schließlich begriffen:Er ist besser geworden.
Ich bin ein Fremdling auf ErdenUnd wandere ein und aus,Und kann nicht heimisch werdenIn meinem eigenen Haus.Der Sehnsucht wunde Schwingen,Gezwängt in Gefangenschaft,Schlagen in blutigem Ringen, Flattern in lechzender Kraft!Paläste aus MarmorquadernSind leichtes Wandergezelt;Tief in des Herzens AdernGlüht eine andere Welt.
Es kann nicht sein und kann nicht sein,Daß dort nur blaue Leere webt,Woher der süße SternenscheinSo tröstend nächtlich niederbebt!Millionen Engel wachen dortUnd zünden allnachts Stück für StückDie Kerzen an, daß fort und fortDer Mensch auch glaubt an Himmelsglück!
Dir war bittrer nie zu Muthe,Was du Süßes auch gesprochen!Und du bist ja doch nicht glücklich,Und dein Herz ist doch gebrochen.Wenn auch lächeln deine Lippen,Mir dein Unglück stolz verhehlend,Tief in deinen KinderaugenSeh´ ich ja dein ganzes Elend.Sei nicht stolz und leg´ versöhnlichDeine Hände in die meinen!Wollen uns ja nicht mehr lieben –Wollen nur zusammen weinen. –Weinen, daß es so gekommen!Doch kein Vorwurf, keine KlageSchwirre mit dem finstern FittichOb der Asche alter Tage.
Hyazinthe war die teureLieblingsblume meiner Mutter,Die ein Lenzeskind gewesen,Eine echte Märzgeborne.Jährlich um des Monats Mitte,Trat ich morgens in ihr ZimmerUnd bescherte zum GeburtstagIhr die ersten Hyazinten.Lenz durchglomm ihr blaues Auge,Wob in ihrem feinen AntlitzUnd umstrahlte noch im Alterden kastanienbraunen Scheitel.Märzenstark war ihre Seele,Die sich hob aus allem NiedernZum Erhab´nen und zum ZartenWie auf sichtbar hellen Schwingen.Und auch diese Edle wurdeHingebeugt von Erdenschwere,Ihre lichte Liebe wankteKummervoll zu eis´ger Grabnacht.Dorthin um des Monats MitteTrag´ ich jetzt die MärzengabeSüßester Erinnerungen,Meinen ganzen toten Frühling!