Geboren ward zu Bethlehemein Kindlein aus dem Stamme Sem.Und ist es auch schon lange her,seit´s in der Krippe lag,so freun sich doch die Menschen sehrbis auf den heutigen Tag.Minister und AgrarierBourgeois und Proletarier –es feiert jeder Arierzu gleicher Zeit und überalldie Christgeburt im Rindviehstall.(Das Volk allein, dem es geschah, das feiert lieber Chanukka.)
Ein kleines Abenteuer schienst du mir.Du kamst, ich nahm dich und empfing von dir,Was jemals schleudernd eine Frau verschenkte,Die all ihr Sein in ihre Liebe senkte.Und ich genoß, ein alternder Galan,Geschmeichelt-zärtlich deinen jungen Wahn,Nahm dir die wilden Küsse gern vom MundeUnd lebte zeitvergessen in der Stunde…Der Rausch war kurz. Ein Abend kam herauf.Ich deckte dir mein breites Lager aufUnd staunte, daß zum Tee das Wasser kochte,Eh´ deine Hand wie sonst ans Türkreuz pochte.Und als ich dann des Nachts alleine schlief,War mir´s, als ob mich deine Stimme rief,Und eine Sehnsucht ging durch meine Träume,Wie Frühlingswinde durch entlaubte Bäume.Am andern Tag kauft´ ich zum Mittag ein:Dein Lieblingsessen und Tokayerwein.Ich stand am Fenster, rief dich, brummte Flüche,Und schickt´ die Speisen wieder in die Küche.Ein Brief kam an – dein Duft und deine Hand.Ich wußt´, noch eh´ ich las, was drinnen stand.Auf meinen ›unsern!‹ Diwan sank ich niederUnd schob dein Tuch beiseite und dein Mieder…Nachher im Spiegel schien ich krank und alt.Im Aschennapf lag die Zigarre – kalt.Ich pfiff und gab dem Stummel neues Feuer. –Es war ja nur ein kleines Abenteuer.
Ihr treibt das Rad, ihr wirkt die Zeit,das Feuer flammt: Jetzt! und Hier!Euch mahnt das Feuer, macht euch bereit!Erkennt eure Kraft! Seid Ihr!Euch flammt das Feuer! Euch blüht das Land!Erkennt! Seht! Hört! und Wißt!Doch ihr verdingt euer Hirn, eure Hand –und zweifelt, was Euer ist.Kein Fragen, kein Rechnen befreit den Geist.Das Feuer flammt: Tat ist Pflicht!Wenn ihr eure Ketten nicht zerreißt, –von selber brechen sie nicht!
Du liebtest mich mit deiner ganzen Glut.Ich liebte dich mit Seele und mit Geist.Das ist vorbei. Du bist mir nur noch gut.Ich steck in Liebe über Hals und Ohr, –Und denk ich, daß du mir verloren seist,So weiß ich, daß ich mich an dich verlor.
Du hast mich fortgeschickt, und ich geh heim. Die Gaslaternen blinzeln frech und schielen. Im Rinnstein drängt sich dicker Straßenschleim. Zufrieden tropfend gluckst es in den Sielen.In einem Seitenweg verhallt ein Schritt, leicht und beschwingt, als käm er vom Genießen. Studenten torkeln mir vorbei zu dritt, die Zeitungsblätter auf die Stöcke spießen.Ich tu mir leid. Mein Schmerz stimmt mich vergnügt, heißt mich auf alle Ärgernisse achten, ob gegen dich sich draus ein Vorwurf fügt und die, die im Kaffeehaus mit dir lachten.Wart! Morgen sprechen wir uns schon dafür. Mein Ingrimm wird sich zu entladen wissen. - Da bin ich - öffne zögernd deine Tür - und küsse weinend deine leeren Kissen.
Was ist der Mensch? Ein Magen, zwei Arme,Ein kleines Hirn und ein großer Mund,Und eine Seele – daß Gott erbarme! –Was muß der Mensch? Muß schlafen und denken,Muß essen und feilschen und Karren lenken,Muß wuchern mit seinem halben Pfund.Muß beten und lieben und fluchen und hassen,Muß hoffen und muß sein Glück verpaßenUnd leiden wie ein geschundener Hund.
Sie lernte Stenographin.Er war Engros-Kommis.Im Speisewagen traf ihnein Blick. Er liebte sie.auf einer Haltestellebrach man die Reise ab,woselbst er im Hotellesie als sein Weib ausgab.Nicht viel, das man sich fragte.Doch küßten sie genug.Und als der Morgen tagte,ging schon der nächste Zug.Nach einer kurzen Stundefand ihre Fahrt den Schluß.Er nahm von ihrem Mundenoch einen heißen Kuß.Er sah sie schnupftuchwinkendnoch stehn zum letztenmal,und in sein Auge blinkendsich eine Träne stahl.Er soll sie noch heute lieben.Sie war so drall und jung.Ihr ist ein Kind gebliebenund die Erinnerung.
O Mitmensch, willst du sicher sein in deinem Treiben und Getue, so schau in Nachbars Kämmerlein, in Nachbars Bett, in Nachbars Truhe.Und wie er´s hält und wie er´s macht, richt deinen Wandel ein desgleichen, auf daß der Nachbar in der Nacht getrost darf in dein Zimmer schleichen.So wirst du in der Sympathie der Zeitgenossen wohl bestehen, und niemand braucht als Schweinevieh und Lumpen scheel dich anzusehen.Nur das Besondere mißfällt, das Eigne und Originale. Ein kluger Mitmensch aber hält sich allezeit an das Normale.
Die Därme wälzen sich im Kampfe; es zuckt der Leib im Magenkrampfe: die Welt ist schlecht, – die Welt ist schlecht. Daß die der Herr im Zorn zerstampfe! Daß sie verpuffe und verdampfe! – So wär´ es recht! – So wär´ es recht!Angst ist das Leben und Beschwerde; der Mensch, er sitzt am Schmerzensherde im Weltenbauch, – im Weltenbauch. In qualzerrissener Gebärde krümmt sich der Bauch der Welt, der Erde, –und meiner auch. – Und meiner auch.