Selbst nichts leisten können,Ist nur ohnmächtigUnd eigengeschlechtig:Aber es denen mißgönnen,Die was können, Das ist niederträchtig.
Ich kenne einen wunderbaren Baum,Der doppellebig ist: er heißt die Reue,Die dunkle Wurzel fußt im Höllenraum,Und heißt die Schuld; jedoch in Himmelsbläue,Die Sterne küssend, hebt mit edlem SchwungDer Wipfel sich: er heißt die Besserung.
Eine schöne, goldne Mücke,– Keine schöner, keine goldner,Hatte jemals Gott geschaffen! –Schwebte auf den lichten FlügelnUm der dunklen Tanne Stamm.Da, aus tiefer Wunde quillend,Edelharz brach aus der Rinde,Und ein flüss´ger klarer TropfenSchloß die schöne Mücke ein.Klage nicht, o Mücke! LangeWärst du selbst und deine SchöneSchon verstoben und vergessen:Doch das Edelharz der Wunde, –Unvergänglich dich erhaltenHat es für Jahrtausende.So mag eines Weibes SchönheitUnvergänglich auch erhaltenEines Dichters schmerzvoll Lied.
Ihr Deutschen unter fremden Sternen,In meergeschiedenen weiten Fernen,Ihr sollt die Sprache nie verlernen.Die wohllautreiche, starke, milde,Die schönheitvollen Klanggebilde,Die in des alten Lands GefildeDereinst zu euch die Mutter sprach;In euren Herzen tönt sie nach:Wer sie vergißt – dem Weh und Schmach!Die Sprache Shakespeares trägt der BritteIch lob´ ihn drum! – wie seine SitteGetreu in fremder Lande Mitte:Und Schiller soll vergessen sein?Ihr deutschen Männer rufet: Nein!Ihr deutschen Frauen, stimmet ein,Und eure Mädchen soll´n und KnabenAls köstlichste von allen GabenDas Kleinod deutscher Sprache haben!
Wenn eines Menschen Seele du gewonnenUnd in sein Herz hast tief hineingeschautUnd ihn befunden einen klaren Bronnen,In dessen reiner Flut der Himmel blaut:Laß deine Zuversicht dann nichts dir rauben,Und trage lieber der Enttäuschung Schmerz,Als daß du grundlos ihm entziehst den Glauben –Kein größer Glück als ein vertrauend Herz!Laß adlermutig deine Blicke schweifenBis dicht an die Unmöglichkeit heran:Kannst du des Freundes Thun nicht mehr begreifen,So fängt der Freundschaft frommer Glaube an.
Nun steht daheim der WeißdornstrauchIn ersten Knospentrieben:Und durch die Lüfte weht ein HauchVon leisem Lenz und Lieben.Nun singt daheim im AbendrotDie Amsel auf dem Flieder:»Vergeßt des Winters bange Not: –Bald büh´n die Veilchen wieder.«Hier starrt noch ringsum Frost und Eis:Und doch, mit Südlandstrieben,Durch meine Seele wogt es leis,Ganz leis, wie Lenz und Lieben.
Wie mag ein Herz, das liebet,doch überselig sein!Das tote Selbst zerstiebet,im andern lebt´s allein.´s ist wie ein tiefer Bronnen,darin du untergehst,und in dem Reich der Wonnenbeseligt auferstehst.
Spruch bei Annahme des roten Kreuzes(Anfang August 1870)Vergiß dich selbst, dein Glück, dein Leid,Sei gegen Grau´n und Furcht gefeit, –In Kampf und Schreck ein Held von Erz, –Dem Schmerz ein Balsam sei dein Herz, –Sei still und stark im SchlachtgedröhnUnd stirbst du so, so stirbst du schön.
Glaubt mir, es wird mir oft zur Pein:Es fällt mir immer etwas ein!Ach, dies soll nicht geprahlet sein:Denn nicht Gedanken nur allein:Wunsch-Schlösser, stolz und kühn und fein,Und Traumgebäude von schönem Schein, –An Männlein und Weiblein der Glaube mein, –Es fällt mir immer etwas ein!