Der Reiz ist hin, der Zauber bricht!So ist des Lebens wildes Fieber:Delirium, das uns besticht;Wir sollten schrein, und lachen lieber.Und jede lichte Pause hebtDie Hülle von den blut´gen Narben;Und wer der Weisheit folgt, der lebtAls Märtyrer, wie Heil´ge starben.
Seltsam, wo liebend die NaturZum Sitz für Götter schuf die Flur,Wo sie in ihrem ParadiesAnmut und Zauber blühen ließ,Daß da der Mensch, verliebt in Qual,In Wüsten wandelt Flur und Tal.
Lieblicher als alles,Ist erster Liebe Glut! – Sie steht allein,Wie Adams Rückerinnrung seines Falles;Die Frucht der Kenntnis ist gepflückt, und keinGenuß im weiten Rund des ErdenballesKann dieser Göttersünde würdig sein; –Sie bleibt die wirkliche Prometheusflamme,Von der es heißt, daß sie vom Himmel stamme.
Was du auch seist,Seel’ oder Leib.Erbarm dich!Geh nicht von mir! Bleib!Oder laß beid’uns weiter fliehn,als Winde wehnund Wolken ziehn!Es ist zu spät -du warst, du bist -der teure Wahnsinn,der mein Herz zerfrißt.
Ein zänkisch Weib, ein trotz´ger Sohn, ein faulPapiergeschäft, Diskont, Protest, Prozente,Ein kranker Hund, ein lahmgewordner Gaul,Ein Kind mit ausgeprägtem Schreitalente,Die alte Tante mit dem bösen Maul,Und einem noch viel bös´ren Testamente,Dies sind nur Lumperei´n, doch sah ich seltenDen Mann, dem sie das Leben nicht vergällten.
Ein Fest, wenn es verdampft, ist grade wieDas letzte Glas Champagner, ohne Gischt,Der seinem Erstlingskelche Reiz verlieh;Wie ein System, in das sich Zweifel mischt;Wie eine Flasche Sodawasser, dieSo lang gesprüht hat, bis ihr Geist entwischt;Wie eine Welle, welche sich noch hebt,Wenn schon der Wind schläft, der sie erst belebt.
Ruhm, Weisheit, Lieb und Macht war mein,Und frische Jugendsinne;Mir gab die Rebe roten Wein,Die Schönheit süße Minne.Am Sonnenlicht der Liebe schmolzDas Herz in tiefen Wonnen;Ich hatt´ in königlichem StolzDas Köstlichste gewonnen.Ich zähl´, ob nicht in alter ZeitEin Tag vorüberschwebte,Den ich um alle Herrlichkeitnoch einmal gern erlebte.Wo war der Tag, wo war die NachtDie ohne Gift beglückte?Wo war ein Kleinod meiner MachtDas mich nicht blutig drückte?Die Schlang´ im Felde kann die ListDes Zauberkund´gen zähmen,Sie aber, die am Herzen frißt,Wird nie ein Zauber lähmen.Sie lauscht dem Spruch der Weisheit nicht,Kein Lied wird sie verjagen;Da drinnen nistet sie und sticht, –Das Herz muß sie ertragen.
O du, mein frühster Freund, vor allen wert,Trost meines Herzens, dem kein Trost mehr lacht!Wenn nun mein Tag auf ewig dich entbehrt,So gönne mir dein Bild im Traum der Nacht!Und wenn, zu neuem Leben dann entfacht,Der Morgen die geheimen Tränen weckt,Dann hält an deiner Gruft die Sehnsucht Wacht,Bis Staub auch meinen armen Staub bedecktUnd zum Beweinen still der Weinende sich streckt.