Wohin hat dich dein guter Stern gezogen,O Schulgenoß aus ersten Knabenjahren?Wie weit sind auseinander wir gefahrenIn unsern Schifflein auf des Lebens Wogen! Wenn wir die Untersten der Klasse waren,Wie haben wir treuherzig uns betrogen,Erfinderisch und schwärm´risch uns belogenVon Aventuren, Liebschaft und Gefahren! Da seh´ ich just, beim Schimmer der Laterne,Wie mir gebückt, zerlumpt ein VagabundMit einem Häscher scheu vorübergeht - ! So also wendeten sich unsre Sterne?Und so hat es gewuchert, unser Pfund?Du bist ein Schelm geworden - ich Poet!
Welch lustiger Wald um das hohe Schloßhat sich zusammengefunden,Ein grünes bewegliches Nadelgehölz,Von keiner Wurzel gebunden!Anstatt der warmen Sonne scheintDas Rauschgold durch die Wipfel;Hier backt man Kuchen, dort brät man Wurst,Das Räuchlein zieht um die Gipfel.Es ist ein fröhliches Leben im Wald,Das Volk erfüllet die Räume;Die nie mit Tränen ein Reis gepflanzt,Die fällen am frohsten die Bäume.Der eine kauft ein bescheidnes GewächsZu überreichen Geschenken,Der andre einen gewaltigen Strauch,Drei Nüsse daran zu henken.Dort feilscht um ein winziges KieferleinEin Weib mit scharfen Waffen;Der dünne Silberling soll zugleichDen Baum und die Früchte verschaffen.Mit rosiger Nase schleppt der LakaiDie schwere Tanne von hinnen;Das Zöfchen trägt ein Leiterchen nach,Zu ersteigen die grünen Zinnen.Und kommt die Nacht, so singt der WaldUnd wiegt sich im Gaslichtscheine;Bang führt die ärmste Mutter ihr KindVorüber am Zauberhaine.Einst sah ich einen Weihnachtsbaum:Im düsteren BergesbanneStand reifbezuckert auf dem Gratdie alte Wettertanne.Und zwischen den Ästen waren schönDie Sterne aufgegangen;Am untersten Ast sah man entsetztDie alte Wendel hangen.Hell schien der Mond ihr ins Gesicht,Das festlich still verkläret;Weil auf der Welt sie nichts besaß,Hatt´ sie sich selbst bescheret.
Welch lieblich Wunder nimmt mein Auge wahr?Dort fließt ein Brünnlein, gar so frisch und klar,ein holzgeschnitzter Meergott gießt den Trankin eine ausgehöhlte Eichenbank!Der Westwind hat die Glut herangeweht,der alte Gott in vollen Flammen steht,und aus der Feuersäule quillt der Schwall,des Wasserstrahls lebendiger Kristall!Wie fröhlich tönt der schöne Silberstrang,gleich jenem Kleeblatt, das im Feuer sang!Du klares Leben, ew´ger Wellenschlag,was sendet aus der Tiefe dich zu Tag?Ich glaubt´, ein Brunnenhaus sei feuerfest,nun ist ein Häuflein Kohle hier der Rest!Die Quelle aber rieselt frisch und reinauch über Kohlen in die Welt hinein.Wer weiß, wie lange schon der Bergquell springt?Wer weiß, wie lang´ er noch zu Lichte dringt?Auf, schnitzelt einen neuen Brunnenmann,der wieder hundert Jahr ihn fassen kann!
Nun in dieser FrühlingszeitIst mein Herz ein klarer See,Drin versank das letzte Leid,Draus verflüchtigt sich das Weh.Spielend meine Seele ruht,Von der Sonne überhaucht,Und mit Lieb´ umschließt die Flut,Was sich in dieselbe taucht.Aber auf dem Grunde sprühtUeberdies ein Quell hervor,Welcher heiß und perlend glühtDurch die stille Flut empor.Und im Quelle badest du,Eine Nix´ mit goldnem Haar;Oben deckt den Zauber zuDas Gewässer tief und klar.
Es war ein heitres goldnes Jahr,Nun rauscht das Laub im Sande,Und als es noch in Knopsen war,Da ging sie noch im Lande.Besehen hat sie Berg und TalUnd unsrer Ströme Wallen;Es hat im jungen SonnenstrahlIhr alles wohlgefallen.Ich weiß in meinem VaterlandNoch manchen Berg, o Liebe,Noch manches Tal, das Hand in HandUns zu durchwandern bliebe.Noch manches schöne Tal kenn´ ichVoll dunkelgrüner Eichen; –O fernes Herz, besinne dichUnd gib ein leises Zeichen!Da eilte sie voll Freundlichkeit,Die Heimat zu erlangen –Doch irrend ist sie allzu weitUnd aus der Welt gegangen.
Fliehendes Jahr, in duftigen SchleiernStreifend an abendrötlichen WeihernWallest du deine Bahn;Siehst mich am kühlen Waldsee stehen,Wo an herbstlichen UferhöhenZieht entlang ein stummer Schwan.Still und einsam schwingt er die FlügelTauchet in den Wasserspiegel,Hebt den Hals empor und lauscht;Taucht zum andern Male nieder,Richtet sich auf und lauschet wieder,Wie´s im flüsternden Schilfe rauscht.Und in seinem Tun und LassenWill´s mich wie ein Traum erfassen,Als ob´s meine Seele wär:,Die verwundert über das Leben,Über das Hin- und Widerschweben, Lugt´ und lauschte hin und her.Atme nur in vollen ZügenDieses friedliche GenügenEinsam auf der stillen Flur!Und hast du dich klar empfunden,Mögen enden deine Stunden,Wie zerfließt die Schwanenspur!
Es wandert eine schöne SageWie Veilchenduft auf Erden um,Wie sehnend eine LiebesklageGeht sie bei Tag und Nacht herum. Das ist das Lied vom VölkerfriedenUnd von der Menschheit letztem Glück,Von goldner Zeit, die einst hienieden,Der Traum als Wahrheit, kehrt zurück.Wo einig alle Völker betenZum Einen König, Gott und Hirt:Von jenem Tag, wo den ProphetenIhr leuchtend Recht gesprochen wird.Dann wird´s nur eine Schmach noch geben,Nur eine Sünde in der Welt:Des Eigen-Neides Widerstreben,Der es für Traum und Wahnsinn hält.Wer jene Hoffnung gab verlorenUnd böslich sie verloren gab,Der wäre besser ungeboren:Denn lebend wohnt er schon im Grab.
Tut auf den Ring und zieht ihn weit und weiter Durch tausend Boten über Berg und Tal! Bald glüht der Bund und flammet stets und heiter Den Völkern all ein friedlich Feuermal. Was schlecht ist, soll zerrinnen, Die Lüge nicht gewinnen! Ein furchtlos Herz und offene Bruderhand Gewinnt den Sieg im alten Heimatland!
Ein Fischlein steht am kühlen Grund,Durchsichtig fließen die Wogen,Und senkrecht ob ihm hat sein RundEin schwebender Falk gezogen.Der ist so lerchenklein zu sehnZuhöchst im Himmelsdome;Er sieht das Fischlein ruhig stehn,Glänzend im tiefen Strome!Und dieses auch hinwieder siehtIns Blaue durch seine Welle.Ich glaube gar, das Sehnen ziehtEins an des andern Stelle!
Arm in Arm und Kron´ an Krone steht der Eichenwald verschlungen,Heut hat er bei guter Laune mir sein altes Lied gesungen.Fern am Rande fing ein junges Bäumchen an sich sacht zu wiegen,Und dann ging es immer weiter an ein Sausen, an ein Biegen;Kam es her in mächt´gem Zuge, schwoll es an zu breiten Wogen,Hoch sich durch die Wipfel wälzend kam die Sturmesflut gezogen.Und nun sang und pfiff es graulich in den Kronen, in den Lüften,Und dazwischen knarrt´ und dröhnt´ es unten in den Wurzelgrüften.Manchmal schwang die höchste Eiche gellend ihren Schaft alleine,Donnernder erscholl nur immer drauf der Chor vom ganzen Haine!Einer wilden Meeresbrandung hat das schöne Spiel geglichen;Alles Laub war weißlich schimmernd nach Nordosten hingestrichen.Also streicht die alte Geige Pan der Alte laut und leise,Unterrichtend seine Wälder in der alten Weltenweise.In den sieben Tönen schweift er unerschöpflich auf und nieder,In den sieben alten Tönen, die umfassen alle Lieder.Und es lauschen still die jungen Dichter und die jungen Finken,Kauernd in den dunklen Büschen sie die Melodien trinken.