Welch lieblich Wunder nimmt mein Auge wahr?
Dort fließt ein Brünnlein, gar so frisch und klar,
ein holzgeschnitzter Meergott gießt den Trank
in eine ausgehöhlte Eichenbank!

Der Westwind hat die Glut herangeweht,
der alte Gott in vollen Flammen steht,
und aus der Feuersäule quillt der Schwall,
des Wasserstrahls lebendiger Kristall!

Wie fröhlich tönt der schöne Silberstrang,
gleich jenem Kleeblatt, das im Feuer sang!
Du klares Leben, ew´ger Wellenschlag,
was sendet aus der Tiefe dich zu Tag?

Ich glaubt´, ein Brunnenhaus sei feuerfest,
nun ist ein Häuflein Kohle hier der Rest!
Die Quelle aber rieselt frisch und rein
auch über Kohlen in die Welt hinein.

Wer weiß, wie lange schon der Bergquell springt?
Wer weiß, wie lang´ er noch zu Lichte dringt?
Auf, schnitzelt einen neuen Brunnenmann,
der wieder hundert Jahr ihn fassen kann!

Gottfried Keller
Please login to view comments and to post

We use cookies on our website. Some of them are essential for the operation of the site, while others help us to improve this site and the user experience (tracking cookies). You can decide for yourself whether you want to allow cookies or not. Please note that if you reject them, you may not be able to use all the functionalities of the site.