Wie litte nicht ein edler MutEin Weh für tausendfaches Gut,Für große Freude kleinen Gram?Wem niemals Leid von Liebe kam,Dem kam auch Lust von Liebe nie:Lust und Leid, wann ließen dieIm Lieben je sich scheiden?
Land und Leute könnten voller Ruhe sein,Wären nicht zwei kleine Wörter: mein und dein;Die wirken manche Wunder auf der Erde.Wie gehn sie rüttelnd, wie so wütend überallUnd treiben alle Welt herum wie einen Ball.Ich denke ihres Krieges nie mehr Ende werde.Böse GierigkeitSchlingt um alles sich hin seit Evas Zeit,Verwirrt ein jedes Herz und jedes Reich.Weder Herz noch ZungenMeinen nichts noch lieben nichts, als Falsch und Änderungen.Liebe und Rechtsspruch sind an Trug sich gleich.
Ihr wißt doch, an den Frauenist sonst kein Fehl zu schauen –wenn man nach ihrem Munde spricht –sie kennen Trug und Falschheit nicht,nur daß sie alle ohne Leidweinen können jederzeit;gleich ist ihr Auge tränenfeucht,so oft es ihnen nötig deucht.
Minne, der Welt Unseligkeit,Da reine Lust so flüchtig ist,Da du so wankelmütig bistWas minnt nur all die Welt an dir?Ich seh doch wohl, du lohnest ihr,So wie der Ungetreue tut.Dein Ende, das ist nie so gut,Wie du versprichst im Anbeginn:Da lockst du den betörten SinnMit kurzer Lust zu langem Leid.Mit schmeichlerischer Trüglichkeit,Die in so falscher Süße schwebt,Die trüget alles, was da lebt.
Im Glücke geht ein wunderliches Walten!Viel besser magst du´s finden als behalten;Es wanket, eh man irgend es besorgt.Den es betrüben will, es gern bei Zeit bedenket,Und nimmt bei Zeitren gern zurück, was es geschenket;Den blendet´s, der zu viel von ihm geborgt.Es hat schwache StützeDas gläserne Glücke;Spiegelt sich´s den Augen und scheint wunders nütze:Gerade dann bricht´s leicht in kleine Stücke.