Kind und Traum und früher GartenWandeln wir durch lauter Licht.Reifer Früchte runde SchattenMalen sich auf dein Gesicht.Wipfel neigen grün die ZweigeTief in den erfüllten Grund.Wanderselig, wundertrunkenÜbt ein Vogel seinen Mund.Sieh, es hat die schöne SonneSich in deinem Haar verfangen,Deiner Augen blaue SterneSind schon in mein Lied gegangen.
Entrückt und nah, belebend und doch Schein,So seh ich, Liebste, dich vor mir errichtet.Ein Umriß, der vor meinen Blicken flüchtetUnd dem es doch bestimmt ist, Bild zu sein.Die Hände haben längst darauf verzichtetZu fassen nach Gestalt von Fleisch und Bein.Genug zu wissen, daß du Brot und WeinUnd zartes Feuer bist, das mich belichtet.Die Augen werden einst in Moder fallen.Was war ich ohne dich? Ein irres Lallen,Ein Dunkel und ein Rausch der Bitternisse.Laß wehen durch mein Wort die lichten Küsse.Laß sinken in mein dämmerndes GedichtVom Brunnenrande her dein Angesicht.
Ich bin der große Gaukler Vauvert.In hundert Flammen lauf ich einher.Ich knie vor den Altären aus Sand,Violette Sterne trägt mein Gewand.Aus meinem Mund geht die Zeit hervor,Die Menschen umfaß ich mit Auge und Ohr.Ich bin aus dem Abgrund der falsche Prophet,der hinter den Rädern der Sonne steht.Aus dem Meere, beschworen von dunkler Trompete,Flieg ich im Dunste der Lügengebete.Das Tympanum schlag ich mit großem Schall.Ich hüte die Leichen im Wasserfall.Ich bin der Geheimnisse lächelnder Ketzer,Ein Buchstabenkönig und Alleszerschwätzer.Hysteria clemens hab ich besungenIn jeder Gestalt ihrer Ausschweifungen.Ein Spötter, ein Dichter, ein LiteratStreu ich der Worte verfängliche Saat.
So sterben wir, so sterben wir,Wir sterben alle Tage,Weil es sich so gemütlich sterben läßt.Morgens noch in Schlaf und TraumMittags schon dahin.Abends schon zu unterst im Grabe drin.Die Schlacht ist unser Freudenhaus.Von Blut ist unsere Sonne.Tod ist unser Zeichen und Losungswort.Kind und Weib verlassen wir –Was gehen sie uns an?Wenn man sich auf uns nurVerlassen kann.So modern wir, so morden wir.Wir morden alle TageUnsre Kameraden im Totentanz.Bruder reck dich auf vor mir,Bruder, deine Brust!Bruder, der du fallen und sterben mußt.Wir murren nicht, wir knurren nicht,Wir schweigen alle Tage,Bis sich vom Gelenke das Hüftbein dreht.Hart ist unsere LagerstattTrocken unser Brot.Blutig und besudelt der liebe Gott.Wir danken dir, wir danken dir,Herr Kaiser für die Gnade,Weil du uns zum Sterben erkoren hast.Schlafe nur, schlaf sanft und still, Bis dich auferwecktUnser armer Leib, den der Rasen deckt.
So hast du in BehutsamkeitMit Lauben und mit RankenDen Garten meiner Nacht umsäumtJetzt lächeln die Gedanken.Nun singen mir im GitterwerkDie süßen NachtigallenUnd wo ich immer lauschen magWill mir ein Lied einfallen.Die Sonne strahlt in deinem BlickUnd geht in meinem unter.So schenkst du mir den schönen TagEin mildes Sternenwunder.So hast du meinen dunklen TraumDurchleuchtet aller EndenUnd wo ich immer schreiten mag,Begegne ich deinen Händen.
Als ich zum ersten Male diesen NarrenMein neues Totenwäglein vorgeführt,War alle Welt im Leichenhaus gerührtVon ihren Selbstportraits und anderen Schmarren.Sie sagten mir: nun wohl, das sei ein Karren,Jedoch die Räder seien nicht geschmiert,Auch sei es innen nicht genug verziertUnd schließlich wollten sie mich selbst verscharren.Sie haben von der Sache nichts begriffen,Als daß es wurmig zugeht im GeliegeUnd wenn ich mich vor Lachen jetzt noch biege,So ist es, weil sie drum herum gestanden,Die Pfeife rauchten und den Mut nicht fanden,Hineinzusteigen in die schwarze Wiege.
Der gute Mann, den wir zu Grabe tragen,Sieht wächsern aus und scheint erstarrt zu sein.Doch war er so verliebt in allen Schein,Daß man sich hüten muß, ihn tot zu sagen.Er liebte es in allen LebenslagenDem Unerhörten nur Gehör zu leihn.Umgeben so von hundert FabuleinKann man nur zögernd ihm zu glauben wagen.Drum, wenn auch jetzt sein schmaler MaskenmundGeschlossen liegt und nicht mehr sprechen mag:Er lauscht vielleicht nur in den Schöpfergrund ...Und steht dann wieder auf wie jeden Tag.Laßt ihn getrost bei seinem Leichenspiele.Er lächelt schon und wir sind kaum am Ziele.
Gewöhnlich kommt es, wenn die Lichter brennen.Es poltert mit den Tellern und den Tassen.Auf roten Schuhen schlurrt es in den nassenGeschwenkten Nächten und man hört sein Flennen.Von Zeit zu Zeit scheint es umherzurennenMit Trumpf, Atout und ausgespielten Assen.Auf Seil und Räder scheint es aufzupassenUnd ist an seinem Lärmen zu erkennen.Es ist beschäftigt in der GängelschwemmeUnd hochweis weht dann seine erzene Haube,Auf seinen Fingern zittern Hahnenkämme,Mit schrillen Glocken kugelt es im Staube.Dann reißen plötzlich alle wehen DämmeUnd aus der Kuckucksuhr tritt eine Taube.