Flüchtiger als Wind und WelleFlieht die Zeit; was hält sie auf?Sie genießen auf der Stelle,Sie ergreifen schnell im Lauf;Das, ihr Brüder, hält ihr Schweben,Hält die Flucht der Tage ein.Schneller Gang ist unser Leben,Laßt uns Rosen auf ihn streun.Rosen; denn die Tage sinkenIn des Winters Nebelmeer.Rosen; denn sie blühn und blinkenLinks und rechts noch um uns her.Rosen stehn auf jedem ZweigeJeder schönen Jugendtat.Wohl ihm, der bis auf die NeigeRein gelebt sein Leben hat.Tage, werdet uns zum KranzeDer des Greises Schläf´ umziehtUnd um sie in frischem GlanzeWie ein Traum der Jugend blüht.Auch die dunkeln Blumen kühlenUns mit Ruhe, doppelt-süß;Und die lauen Lüfte spielenFreundlich uns ins Paradies.
Wie der Schatten früh am MorgenIst die Freundschaft mit dem Bösen;Stund´ auf Stunde nimmt sie ab.Freundschaft mit dem GutenWachet wie der Abendschatten,Bis des Lebens Sonne sinkt.
Und grämt Dich, Edler, noch ein WortDer kleinen Neidgesellen?Der hohe Mond, er leuchtet dortUnd läßt die Hunde bellenUnd schweigt und wandelt ruhig fort,Was Nacht ist, aufzuhellen.
So schlage fröhlich, denn, mein Herz, du schlägstIm Quell der Lieb´, und dieser schlägt in dir!Auf, atme frei, mein Geist, du atmest nichtIm Erdendunst, du atmest Äther - Gott!Und schiffe froh, mein Schiff des Lebens! SturmUnd Welle machen dir nichts; dein Hafen ist,Dein Anker, selbst dein Schiffbruch ist in Gott!
Das Flüchtigste Tadle nicht der Nachtigallen Bald verhallend süßes Lied; Sieh, wie unter allen, allen Lebensfreuden, die entfallen, Stets zuerst die schönste flieht. Sieh, wie dort im Tanz der Horen Lenz und Morgen schnell entweicht; Wie die Rose, mit Auroren Jetzt im Silberthau geboren, Jetzt Auroren gleich erbleicht. Höre, wie im Chor der Triebe Bald der zarte Ton verklingt. Sanftes Mitleid, Wahn der Liebe, Ach, daß er uns ewig bliebe! Aber ach, sein Zauber sinkt. Und die Frische dieser Wangen, Deines Herzens rege Gluth, Und die ahnenden Verlangen, Die am Wink der Hoffnung hangen - Ach, ein fliehend, fliehend Gut! Selbst die Blüthe Deines Strebens, Aller Musen schönste Gunst, Jede höchste Kunst des Lebens, Freund, Du fesselst sie vergebens; Sie entschlüpft, die Zauberkunst. Aus dem Meer der Götterfreuden Ward ein Tropfen uns geschenkt, Ward gemischt mit manchem Leiden, Leerer Ahnung, falschen Freuden, Ward im Nebelmeer ertränkt. Aber auch im Nebelmeere Ist der Tropfen Seligkeit; Einen Augenblick ihn trinken, Rein ihn trinken und versinken, Ist Genuß der Ewigkeit.
Das Kind der Sorge Einst saß am murmelnden StromeDie Sorge nieder und sann;Da bildet´ im Traum der GedankenIhr Finger ein leimernes Bild. »Was hast Du, sinnende Göttin?«Spricht Zeus, der eben ihr naht.»Ein Bild, von Thone gebildet;Beleb´s! ich bitte Dich, Gott.« »Wohlan denn! lebe! – Es lebet! Und mein sei dieses Geschöpf!«Dagegen redet die Sorge:»Nein, laß es, laß es mir, Herr!« »Mein Finger hat es gebildet.«»Und ich gab Leben dem Thon,«Sprach Jupiter. Als sie so sprachen,Da trat auch Tellus hinan. »Mein ist´s! Sie hat mir genommenVon meinem Schooße das Kind.«»Wohlan!« sprach Jupiter, »wartet! Dort kommt ein Entscheider, Saturn.« Saturn sprach: »Habet es Alle!So will´s das hohe Geschick.Du, der das Leben ihm schenkte,Nimm, wenn es stirbet, den Geist;«»Du, Tellus, seine Gebeine;Denn mehr gehöret Dir nicht.Dir, seiner Mutter, o Sorge,Wird es im Leben geschenkt.« »Du wirst, so lang´ es nur athmet,Es nie verlassen, Dein Kind.Dir ähnlich, wird es von TageZu Tage sich mühen ins Grab.« Des Schicksals Spruch ist erfüllet,Und Mensch heißt dieses Geschöpf;Im Leben gehört es der Sorge,Der Erd´ im Sterben und Gott.
Ein Seufzer, der von Mund zu Munde fliegt,Wenn Seele sich zur Seele innig schmiegt;Des Herzens Übergang, da leis´ und stillDer süße Wort zum Wort nicht werden will,Das süße Wort zum Wort nicht werden kann:Verloren schauen sich zwei Seelen anUnd schöpfen in der Gottheit reinstem QuellGedanken, Wünsche, Blicke zart und hell;Der Hauch, der dann das Leben süß verlängt,Der Atem, der den Busen aus sich drängt,Der Augenblick, der Ewigkeit Genuß,Der Engel reinste Wollust ist ein Kuß.
Arbeitsam willst du sein,doch nicht Erholung missen,Und beides möchtest durecht auszugleichen wissen.Lass dir empfehlen,was Erfahrung mir empfohlen:Arbeitsamkeit verriegeltDie Tür dem Laster, das dem MüßigenZur Seite schleicht und hinter ihm das Unglück.
Armut macht den Mann beschämt,Scham und Unglück macht ihn mutlos,Mutlos wird er unterdrücket,Unterdrücket wird er grämlich,Gram und Kummer schwächt die Seele,Seelenschwäche bringt Verderben:Ach, so senkst du, böse Armut,Endlich in das tiefste Weh!