Fliegt, Ihr meiner Jugend Träume, Flattert, leichtbeschwingte Reime, In mein frohes Jugendland, Wo ich unter dichten Bäumen, In der Muse sel´gen Träumen Wahrheit suchte, Bilder fand. Gleich den bunten Schmetterlingen Schlüpften mir auf leichten Schwingen Manche, manche längst vorbei; Andre sind mir treu geblieben, Und so bleib´ ich Euch, Ihr Lieben, Auch mit Herz und Seele treu. Ach, in Deinen Schooß versunken Sind die Welten, die ich trunken In Dir sahe, Silbersee. Schlummert sanft! denn auch in jenen Luftgefärbten hellen Scenen Winket mir der Wahrheit Höh.Flieht, Ihr meiner Jugend Träume, Flattert, leichtbeschwingte Reime, In die Hand der Jugendzeit! Träume sind wir, denen Schatten Sich mit Licht und Wahrheit gatten, Und die auch der Traum erfreut.
Aus dem Meer der GötterfreudenWard ein Tröpfchen ausgeschenkt,Ward gemischt mit manchen Leiden,Leerer Ahnung, falschen Freuden,Wad im Nebelmeer ertränkt!Aber auch im NebelmeereIst der Tropfen Seligkeit;Einen Augenblick ihn trinken,Rein ihn trinken und versinken,Ist Genuß der Ewigkeit.
Herr Oluf reitet spät und weit,Zu bieten auf seine Hochzeitsleut.Da tanzen die Elfen auf grünem Land,Erlkönigs Tochter reicht ihm die Hand."Willkommen, Herr Oluf! Was eilst von hier?Tritt her in den Reihen und tanz mit mir!""Ich darf nicht tanzen, nicht tanzen ich mag,Frühmorgen ist mein Hochzeittag.""Hör an, Herr Oluf, tritt tanzen mit mir,Zwei güldne Sporne schenk ich dir.Ein Hemd von Seide so weiß und fein,Meine Mutter bleichts mit Mondenschein.""Ich darf nicht tanzen, nicht tanzen ich mag,Frühmorgen ist mein Hochzeitstag.""Hör an, Herr Oluf, tritt tanzen mit mir,Einen Haufen Goldes schenk ich dir.""Einen Haufen Goldes nähm ich wohl;Doch tanzen ich nicht darf noch soll.""Und willt, Herr Oluf, nicht tanzen mit mir,Soll Seuch und Krankheit folgen dir."Sie tät einen Schalg ihm auf sein Herz,Noch nimmer fühlt er solchen Schmerz.Sie hob ihn bleichend auf sein Pferd."Reit heim nun zu deinem Fräulein wert!"Und als er kam vor Hauses Tür,Seine Mutter zitternd stand dafür."Hör an, mein Sohn, sag an mir gleich,Wie ist deine Farbe blaß und bleich?""Und sollt sie nicht sein blaß und bleich,Ich kam in Erlenkönigs Reich.""Hör an, mein Sohn, so lieb und traut,Was soll ich sagen deiner Braut?""Sagt ihr, ich sei im Wald zur Stund,Zu proben da mein Pferd und Hund."Frühmorgen und als es Tag kaum war,Da kam die Braut mit der Hochzeitschar."Sie schenkten Met, sie schenkten Wein;Wo ist Herr Oluf, der Bräutigam mein?""Herr Oluf er ritt in Wald zur Stund,Er probt allda sein Pferd und Hund."Die Braut hob auf den Scharlach rot,Da lag Herr Oluf, und er war tot.
Wer nie war krank,Weiß kaum für sein Gesundsein Dank.Dem Hungrigen ist Wermuth süß;Der Hölle dünkt die Erde Paradies;Dem Himmel dünkt die Erde Hölle;Dem Satten wird der Honig Ekels Quelle.
Dünste steigen auf und werdenIn den Wolken Blitz und DonnerOder Regentropfen.Dünste steigen auf und werdenIn dem Haupte Zorn und Unmuth,Oder werden Thränen.Freund, bewahre Deinen HimmelVor dem Dunst der Leidenschaften!Deine Stirn sei Sonne!
Flüchtiger als Wind und WelleFlieht die Zeit; was hält sie auf?Sie genießen auf der Stelle,Sie ergreifen schnell im Lauf;Das, ihr Brüder, hält ihr Schweben,Hält die Flucht der Tage ein.Schneller Gang ist unser Leben,Laßt uns Rosen auf ihn streun.Rosen; denn die Tage sinkenIn des Winters Nebelmeer.Rosen; denn sie blühn und blinkenLinks und rechts noch um uns her.Rosen stehn auf jedem ZweigeJeder schönen Jugendtat.Wohl ihm, der bis auf die NeigeRein gelebt sein Leben hat.Tage, werdet uns zum KranzeDer des Greises Schläf´ umziehtUnd um sie in frischem GlanzeWie ein Traum der Jugend blüht.Auch die dunkeln Blumen kühlenUns mit Ruhe, doppelt-süß;Und die lauen Lüfte spielenFreundlich uns ins Paradies.
Das Kind der Sorge Einst saß am murmelnden StromeDie Sorge nieder und sann;Da bildet´ im Traum der GedankenIhr Finger ein leimernes Bild. »Was hast Du, sinnende Göttin?«Spricht Zeus, der eben ihr naht.»Ein Bild, von Thone gebildet;Beleb´s! ich bitte Dich, Gott.« »Wohlan denn! lebe! – Es lebet! Und mein sei dieses Geschöpf!«Dagegen redet die Sorge:»Nein, laß es, laß es mir, Herr!« »Mein Finger hat es gebildet.«»Und ich gab Leben dem Thon,«Sprach Jupiter. Als sie so sprachen,Da trat auch Tellus hinan. »Mein ist´s! Sie hat mir genommenVon meinem Schooße das Kind.«»Wohlan!« sprach Jupiter, »wartet! Dort kommt ein Entscheider, Saturn.« Saturn sprach: »Habet es Alle!So will´s das hohe Geschick.Du, der das Leben ihm schenkte,Nimm, wenn es stirbet, den Geist;«»Du, Tellus, seine Gebeine;Denn mehr gehöret Dir nicht.Dir, seiner Mutter, o Sorge,Wird es im Leben geschenkt.« »Du wirst, so lang´ es nur athmet,Es nie verlassen, Dein Kind.Dir ähnlich, wird es von TageZu Tage sich mühen ins Grab.« Des Schicksals Spruch ist erfüllet,Und Mensch heißt dieses Geschöpf;Im Leben gehört es der Sorge,Der Erd´ im Sterben und Gott.
Nenne nicht das Schicksal grausam,Nenne seinen Schluß nicht Neid;Sein Gesetz ist ew´ge Wahrheit,Seine Güte Götterklarheit,Seine Macht Notwendigkeit.Blick umher, o Freund, und sieheSorgsam, wie der Weise sieht!Was vergehen muß, vergehet,Was bestehen kann, bestehet,Was geschehen will, geschieht!
Arbeitsam willst du sein,doch nicht Erholung missen,Und beides möchtest durecht auszugleichen wissen.Lass dir empfehlen,was Erfahrung mir empfohlen:Arbeitsamkeit verriegeltDie Tür dem Laster, das dem MüßigenZur Seite schleicht und hinter ihm das Unglück.