Da sind sie nun! Da habt ihr sie,
Die Lieder, ohne Kunst und Müh
Am Rand des Bachs entsprungen!
Verliebt und jung und voll Gefühl
Trieb ich der Jugend altes Spiel
Und hab sie so gesungen.

Sie singe, wer sie singen mag!
An einem hübschen Frühlingstag
Kann sie der Jüngling brauchen.
Der Dichter blinzt von ferne zu,
jetzt drückt ihm diätet´sche Ruh
Den Daumen auf die Augen.

Halb scheel, halb weise sieht sein Blick
Ein bißchen naß auf euer Glück
Und jammert in Sentenzen.
Hört seine letzten Lehren an,
Er hat´s so gut wie ihr getan
Und kennt des Glückes Grenzen.

Ihr seufzt und singt und schmelzt und küßt
Und jauchzet, ohne daß ihr´s wißt,
Dem Abgrund in der Nähe.
Flieht Wiese, Bach und Sonnenschein,
Schleicht, soll´s euch wohl im Winter sein,
Bald zu dem Herd der Ehe.

Ihr lacht mich aus und ruft: – Der Tor!
Der Fuchs, der seinen Schwanz verlor,
Verschnitt´ jetzt gern uns alle. –
Doch hier paßt nicht die Fabel ganz,
Das treue Füchslein ohne Schwanz,
Das warnt euch für der Falle.

Johann Wolfgang von Goethe
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