Es fragte mich heute dein bebender Mund, wer frei denn sei?
Ich hob meine Hand zum Himmel und sagte: die Wolken sind frei,
Und frei ist der Wind, der die Weiten der Welt im Fluge durchwühlt,
Und frei ist das Meer, das den schimmernden Strand mit Küssen bespült.

Frei sind jene Bergeshäupter, die nie ein Fußtritt bog,
Und frei sind die ruhenden Wälder, die nie ein Ruf durchflog –
Dort baut der Fuchs sein Nest, der Hirsch wirft sein Geweih:
Natur, ihr glühendes Leben, ihr schweigender Tod, sie sind frei!

Sprich, sahst du den Adler kreisen? Was lenkt seinen ziellosen Flug?
Und sahst du ein Roß in der Wüste, das nie den Halfter trug?
Vernahmst du mein Lied, mein stürmisches Lied, meinen ersten und letzten Schrei? –
Das Meer und der Aar und der Wald, das Roß und mein Lied, sie sind frei!

Dort spielt ein Kind am Ufer … die Barke durchschneidet den See …
Es küßt die Rose der Tau – was lächelst du trübe und weh?
Ach, jetzt erst versteh´ ich die Frage, die Frage: wer frei denn sei? –
Wir Toren, wir Knechte der Torheit, nur wir sind nicht frei! -- -- --

John Henry Mackay
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