Ein Hering liebt´ eine Auster Im kühlen Meeresgrund; Es war sein Dichten und Trachten Ein Kuß von ihren Mund. Die Auster, die war spröde, Sie blieb in ihrem Haus; Ob der Hering sang und seufzte, Sie schaute nicht heraus. Nur eines Tags erschloß sie Ihr duftig Schalenpaar; Sie wollte im Meeresspiegel Beschauen ihr Antlitz klar. Schnell kam der Hering geschwommen, Streckt seinen Kopf herein Und dacht´ an einem Kusse In Ehren sich zu freun! O Harung, armer Harung, Wie schwer bist du blamiert! - Sie schloß in Wut die Schalen, Da war er guillotiniert. Jetzt schwamm sein toter Leichnam Wehmütig im grünen Meer Und dachte: "In meinem Leben Lieb´ ich keine Auster mehr!"
Hell schmetternd ruft die Lerche Mich aus dem Traume wach, Es grüßt im Morgenschimmer Der junge Frühlingstag. Im Garten rauscht die Palme Geheimnisvoll bewegt, Ans ferne Meeresufer Die Brandung schäumend schlägt.Und ehern blau der Himmel, Gülden der Sonnenschein, Mein Herz, was willst du weiter? Stimm in den Jubel ein!Und sing ein Lied zum Preise Deinem alten Gott und Herrn, Er hat dich nie verlassen, Du nur, du bist ihm fern.
Wer klappert von dem Turme Seltsamen Gruß mir? horch! Das ist in seinem Neste Mein alter Freund, der Storch. Er rüstet sich zur Reise Weit über Land und See, Der Herbst kommt angezogen, Drum sagt er uns Ade!Hast recht, daß du verreisest, Bei uns wird´s kahl und still, Grüß mir das Land Italien Und auch den Vater Nil.Es werde dir im Süden Ein besser Mahl zuteil, Als deutsche Frösch´ und Kröten, Maikäfer und Langweil´!Behüt´ dich Gott, du Alter, Mein Segen mit dir zieht, Du hast in stillen Nächten Oftmals gehört mein Lied.Und wenn du nicht zufällig Im Nest verschlafen bist, So hast du auch gesehen, Wie sie mich einst geküßt.Doch schwatz nicht aus der Schule, Schweig still, alter Kumpan! Was geht die Afrikaner Die Lieb´ am Rheine an?
Mai ist´s jetzo. Für den Denker, Der die Gründe der Erscheinung Kennt, ist dieses nicht befremdlich. In dem Mittelpunkt der Dinge Stehn zwei alte weiße Katzen, Diese drehn der Erde Achse, Dieser Drehung Folge ist dann Das System der Jahreszeiten. Doch warum im Monat Maie Ist das Aug´ mir so beweglich, Ist das Herz mir so erreglich? Und warum wie festgenagelt Muß im Tag ich sechzehn Stunden Zum Balkon hinüberschielen, Nach der blonden Mullimulli, Nach der schwarzen Stibizzina?
Vom Himmel fuhr ein Sonnenstrahl,Zu blau war ihm die Höhe,Er fuhr herab ins grüne Tal,Daß er was andres sehe.Schöner, grüner,Veilchenblauer Sonnenstrahl.Im grünen Tal ein Wirtshaus standUnd auf dem Tisch ein Käse;Der Sonnenstrahl fuhr durch die WandUnd fuhr in diesen Käse.Schöner, grüner usw.Am Tisch ein alter Hausknecht saß,Hungrig war´s ihm zu Sinnen.Derselbige den Käse fraßMit samt dem Strahle drinnen.Schöner, grüner usw.O Sonnenstrahl, du bist blamiertIn dieses Hausknechts Magen,Sieh zu, daß er dich ´rausbugsiert,Du kannst das nit vertragen.Schöner, grüner usw.Der Sonnenstrahl im SchweizerkäsBegann ein stark Rumoren,Bis in des Hausknechts Magen esGar fürchterlich gegoren.Schöner, grüner usw.Und als aus dieser GärereiBlähungen sich entspannen,Da ward der Sonnenstrahl auch freiUnd fuhr als –! von dannen.Schöner, grüner usw.
Unkraut:Wie kommt´s, daß du so traurig bist,Und gar nicht einmal lachst?Ich seh dir´s an den Augen an,Daß du geweinet hast.Gärtner:Und wer ein´n steinigen Acker hat,Dazu ´nen stumpfen Pflug,Und dessen Schatz zum Schelmen wird,Hat der nicht Kreutz genug?Unkraut:Doch wer mit Katzen ackern will,Der spann die Mäus voraus,So geht es alles wie ein Wind,So fängt die Katz die Maus.Hab all mein Tag kein Gut gethan,Hab´s auch noch nicht im Sinn;Die ganze Freundschaft weiß es ja,Daß ich ein Unkraut bin.
Nun liegt die Welt umfangen Von starrer Winternacht, Was frommt´s, daß am Kamin ich Entschwundner Lieb gedacht? Das Feuer will erlöschen, Das letzte Scheit verglüht, Die Flammen werden Asche, Das ist das End vom Lied,Das End vom alten Liede, Mir fällt kein neues ein, Als Schweigen und Vergessen – Und wann vergäß´ ich dein?
Blasse Menschen seh´ ich wandeln, Und die Klag´ tönt allerorten: »Schal ist unser Tun und Handeln, Siech und alt sind wir geworden.« Wollt´ euch nie bei euerm Forschen Die uralte Mär erklingen Von dem Brunn, darin die morschen Knochen wundersam sich jüngen?Und der Brunn ist keine Dichtung, Fließt so nah vor euren Toren, Euch nur mangelt Weg und Richtung, Ihr nur habt die Spur verloren.Drauß im Wald, im grünen, heitern, Wo die Menschenstimmen schweigen, Wo auf duft´gen Farrenkräutern Nächtlich schwebt der Elfenreigen:Dort, versteckt von Stein und Moose, Rauschet frisch und hell die Welle, Dort entströmt der Erde Schoße Ewig jung die Wunderquelle.Dort, umrauscht von Waldesfrieden, Mag der kranke Sinn gesunden, Und des Lenzes junge Blüten Sprossen über alten Wunden.
»Manch ein schwer Problema hab´ ichPrüfend in dem KaterherzenSchon erwogen und ergründet,Aber eins bleibt ungelöst mir,Ungelöst und unbegriffen:Warum küssen sich die Menschen?´s ist nicht Haß, sie beißen nicht,Hunger nicht, sie fressen sich nicht.´s kann auch kein zweckloser, blinderUnverstand sein, denn sie sind sonstKlug und selbstbewußt im Handeln,Warum also, frag´ umsonst ich,Warum küssen sich die Menschen;Warum meistens nur die jüngern?Warum diese meist im Frühling?Über diese Punkte werd´ ichMorgen auf des Daches GiebelEtwas näher meditieren.«