Ein Hering liebt´ eine Auster Im kühlen Meeresgrund; Es war sein Dichten und Trachten Ein Kuß von ihren Mund. Die Auster, die war spröde, Sie blieb in ihrem Haus; Ob der Hering sang und seufzte, Sie schaute nicht heraus. Nur eines Tags erschloß sie Ihr duftig Schalenpaar; Sie wollte im Meeresspiegel Beschauen ihr Antlitz klar. Schnell kam der Hering geschwommen, Streckt seinen Kopf herein Und dacht´ an einem Kusse In Ehren sich zu freun! O Harung, armer Harung, Wie schwer bist du blamiert! - Sie schloß in Wut die Schalen, Da war er guillotiniert. Jetzt schwamm sein toter Leichnam Wehmütig im grünen Meer Und dachte: "In meinem Leben Lieb´ ich keine Auster mehr!"
Hell schmetternd ruft die Lerche Mich aus dem Traume wach, Es grüßt im Morgenschimmer Der junge Frühlingstag. Im Garten rauscht die Palme Geheimnisvoll bewegt, Ans ferne Meeresufer Die Brandung schäumend schlägt.Und ehern blau der Himmel, Gülden der Sonnenschein, Mein Herz, was willst du weiter? Stimm in den Jubel ein!Und sing ein Lied zum Preise Deinem alten Gott und Herrn, Er hat dich nie verlassen, Du nur, du bist ihm fern.
In den Stürmen der Versuchung Hab´ ich lang schon Ruh´ gefunden, Doch dem Tugenhaftsten selber Kommen unbewachte Stunden! Heißer als in heißer Jugend Überschleicht der alte Traum mich, Und beflügelt schwingt des Katers Sehnen über Zeit und Raum sich.O Neapel, Land der Wonne, Unversiegter Nektarbecher! Nach Sorrent möcht´ ich mich schwingen, Nach Sorrent, aufs Dach der Dächer.Der Vesuvius grüßt, es grüßt vom Dunkeln Meer das weiße Segel, Im Olivenwald ertönt ein Süß Konzert der Frühlingsvögel.Zu der Loggia schleicht Carmela, Sie, die schönste aller Katzen, Und sie streichelt mir den Schnauzbart, Und sie drückt mir leis die Tatzen,Und sie schaut mich an süß schmachtend – Aber horch, es tönt ein Knurren. Ist´s vom Golf der Wellen Rauschen? Ist es des Vesuvius Murren?´s ist nicht des Vesuvius Murren, Der hält jetzo Feierstunde, – In dem Hof, Verderben sinnend, Bellt der schlechtste aller Hunde.Bellt der schlechtste aller Hunde, Bellt Krakehlo, der Verräter, Und mein Katertraum zerrinnet Luftig in den blauen Äther.
Schöner Monat Mai, wie gräßlich Sind dem Kater deine Stunden, Des Gesanges Höllenqualen Hab´ ich nie so tief empfunden. Aus den Zweigen, aus den Büschen Tönt der Vögel Tirilieren, Weit und breit hör´ ich die Menschheit Wie im Taglohn musizieren.In der Küche singt die Köchin, Ist auch sie von Lieb´ betöret? Und sie singet aus der Fistel, Daß die Seele sich empöret.Weiter aufwärts will ich flüchten, Auf zum luftigen Balkone, Wehe! – aus dem Garten schallt der Blonden Nachbarin Kanzone.Unterm Dache selber find´ ich Die gestörte Ruh´ nicht wieder, Nebenan wohnt ein Poet, er Trillert seine eignen Lieder.Und verzweifelt will ich jetzo In des Kellers Tiefen steigen, Ach! – da tanzt man in der Hausflur, Tanzt zu Dudelsack und Geigen.Harmlos Volk! In Selbstbetäubung Werdet ihr noch lyrisch tollen, Wenn vernichtend schon des Ostens Tragisch dumpfe Donner rollen!
Eichhorn klettert übern Schlehdorn, Eichhorn will zum Wipfel steigen, Eichhorn fällt ins Gras herab. Wär´ es nicht so hoch gestiegen, Wär´ es nicht so tief gefallen, Bräch´s sein Füßlein nicht entzwei.
Auch ein ernstes gottesfürchtig Leben nicht vor Alter schützet, Mit Entrüstung seh´ ich, wie schon Graues Haar im Pelz mir sitzet. Ja die Zeit tilgt unbarmherzig, Was der einz´le keck geschaffen – Gegen diesen scharfgezahnten Feind gebricht es uns an Waffen.Und wir fallen ihm zum Opfer, Unbewundert und vergessen; – O ich möchte wütend an der Turmuhr beide Zeiger fressen!
Hiddigeigei lebt mit Eifer Dem Beruf der Mäusetötung, Doch er zürnt nicht, wenn ein andrer Sich vergnügt an Sang und Flötung.Hiddigeigei spricht, der Alte: Pflück´ die Früchte, eh´ sie platzen; Wenn die magern Jahre kommen, Saug an der Erinn´rung Tatzen!
Ein´ festen Sitz hab´ ich veracht´t,Fuhr unstät durch´s Revier,Da fand ich sonder VorbedachtEin lobesam Quartier.Doch wie ich in der Ruhe SchoßSänftlich zu sitzen wäh´n,Da bricht ein Donnerwetter los!Muß wieder wandern geh´n.All´ Jahr wächst eine and´re Pflanz Im Garten, als vorher!Das Leben wär´ ein Narrentanz!Wenn´s nicht so ernsthaft wär´!
Bürschlein, Bürschlein, laß die Liebe! Liebe ist ein schlimmes Feuer, Frißt den, so es angeblasen, Und du bist kein Kohlenbrenner! Komm nach Haus zum grünen Neckar, Komm zu mir zum großen Fasse, ´s birgt noch Stoffs genug, du magst drin Löschen deiner Liebe Glut!
Von des Turmes höchster Spitze Schau´ ich in die Welt herein, Schaue auf erhab´nem Sitze In das Treiben der Partein. Und die Katzenaugen sehen, Und die Katzenseele lacht, Wie das Völklein der Pygmäen Unten dumme Sachen macht.Doch was nützt´s? ich kann den Haufen Nicht auf meinen Standpunkt ziehn, Und so laß ich ihn denn laufen, ´s ist wahrhaft nicht schad´ um ihn.Menschentun ist ein Verkehrtes, Menschentun ist Ach und Krach; Im Bewußtsein seines Wertes Sitzt der Kater auf dem Dach! –