Je älter du, je voller wird dein Herz,
Doch wie ein Kirchhof nur, der voll von Toten,
Die ausgelitten ihren Erdenschmerz. –

Einst war es eine Au´, von rosenroten
Maiwolken überstrahlt, ein lust´ger Hain,
Wo dunkle Wipfel holden Schatten boten. –

Von Märchenblumen leuchtete der Rain,
In tiefer Waldnacht hundert Brunnen rauschten,
Auf Marmorgöttern blitzte Mondenschein. –

Das war dein junges Herz. Verstohlen lauschten
Gedanken, Phantasien, welche kühn
Mit Gleichgesinnten reiche Rede tauschten.

Nun stehn Denkmale rings voll Immergrün –
Denkmale rings – begrabener Gedanken,
Begrabner Träume, die im Sturm verglühn.

Verscholl´ner Tage Pläne hier versanken,
Verscholl´ner Freude Namen stehn auf Stein,
Bedeckt von Moos und blumenreichen Ranken.

Zum Kirchhof ward des Herzens Jugendhain.
Beisammen liegt, was sündig war und wacker,
Je älter du, je voller wird er sein –

Das Menschenherz auch ist ein Gottesacker!

Julius Waldemar Grosse

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deutscher Schriftsteller und Theaterkritiker
* 25.4. 1828 - Erfurt, Thüringen , Deutschland
9.5. 1902 - Nago-Torbole, Trient , Italien
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