Sämann, geh in Gottes NamenUnd bestell dein Ackerfeld;Streu´ auf Hoffnung deinen SamenUnd vertrau´ dem Herrn der Welt;Warte still auf seinen Segen,Bitt´ um Sonnenschein und Regen,Daß dein Feld am ErntetagGoldne Garben bringen mag.Geh´, o Mensch, und säe ThatenIn den Acker deiner Zeit,Deines Wohlthuns edle SaatenReifen für die Ewigkeit.Darfst du heut´ nicht Früchte schauen,Lerne auf die Zukunft bauen;Wenn schon lang dein Hügel grün,Kann dir noch die Ernte blüh´n.
Nimm, Herr, mich mit auf deinem Todesgange,Daß ich den letzten Segen noch empfange,Den du im Dulden, Bluten und ErblassenDer Welt gelassen.Mit Zions Töchtern möcht ich um dich klagen,Mit Simon dir den Marterbalken tragenUnd mit Johannes unter bittern WehenAm Kreuze stehen.Die Füße, die mit nimmermüdem SchritteSo sanft gewandelt in des Volkes Mitte,O laß mich sie, eh´ sie erstarren müssen,Noch einmal küssen.Die Hände, die nur wohlgetan auf ErdenUnd zum Dank ans Holz geheftet werden,O breite sie vom Kreuzesarm zum SegenMir noch entgegen!Ihr Lippen, stets holdselig anzuhören,So vielgetreu im Trösten, Mahnen, Lehren,O gönnt mir noch, eh´ ihr euch müßt entfärben,Ein Wort im Sterben!Doch stille, horch! Die Hammerschläge klingen,die ihm durchs Fleisch und mir durchs Herze dringen,Er aber fleht zu Gott mit Engelsmienen:Vergib du ihnen!Nun hängt er nackt inmitten der VerbrecherUnd neigt sich mild zum reuevollen SchächerUnd öffnet ihm mit hohem GnadenworteDes Himmels Pforte.Die Mutter sieht er mit dem Schwert im Herzen,Am Kreuze stehn in namenlosen Schmerzen,Drum sorgt er, daß an Sohnesstatt ihr bliebeJohannis Liebe.Jetzt aber sieh! wie sich der Tag umnachtet;Jetzt aber horch! wie seine Seele schmachtet:Mein Gott, mein Gott, was hast du mich verlassen?Wer kann es fassen?Mich dürstet! klagt er, seine Glieder beben,Die Zunge muß verdorrt am Gaumen kleben:Lebendig Wasser strömt vom Lebensfürsten,Und er muß dürsten.Doch nur getrost, schon ist sein Kampf geendet,Die Schrift erfüllt, des Vaters Werk vollendet,Es ist vollbracht! - durch alle HimmelshallenSoll´s widerschallen.Aus Wolkennacht schon dämmert neu die Sonne,Das Todesweh geht aus in Himmelswonne,Und sterbend spricht er: Vater, ich befehleDir meine Seele.Es ist vollbracht! mein Heiland ist verschieden,Sein müdes Haupt, es neigt sich nun im Frieden;Die Erde bebt, des Abgrunds Felsen splittern,Die Menschen zittern.Das Volk verstummt und wendet sich zu gehen,Doch Herr, deine Kreuz bleibt aufgerichtet stehen,Ein Heilspanier der Welt für alle ZeitenUnd Ewigkeiten.Mich aber laß an deinem Kreuz verweilen,Dein schuldlos Blut soll meine Wunden heilen,Dein bittrer Kampf soll mir den Frieden geben,Dein Tod das Leben!
Herbst-Gefühl Müder Glanz der Sonne! Blasses Himmelblau! Von verklungner Wonne Träumet still die Au.An der letzten Rose Löset lebenssatt Sich das letzte lose, Bleiche Blumenblatt!Goldenes Entfärben Schleicht sich durch den Hain! Auch Vergeh´n und Sterben Däucht mir süß zu sein.
Ich klopfe an zum heiligen AdventUnd stehe vor der Tür.O selig, wer des Hirten Stimme kenntUnd eilt und öffnet mir!Ich werde Nachtmahl mit ihm halten,Ihm Gnade spenden, Licht entfalten.Der ganze Himmel wird ihm aufgetan:Ich klopfe an.Ich klopfe an, da draußen ist´s so kaltIn dieser Winterzeit;Vom Eise starrt der finstre Tannenwald,Die Welt ist eingeschneit,Auch Menschenherzen sind gefroren,Ich stehe vor verschloss´nen Türen,Wo ist ein Herz, den Heiland zu empfahn?Ich klopfe an.Ich klopfe an, der Abend ist so traut,So stille, nah und fern,Die Erde schläft, vom klaren Himmel schautDer lichte Abendstern;In solchen heil´gen DämmerstundenHat manches Herz mich schon gefunden;O denk, wie Nikodemus einst getan:Ich klopfe an.Ich klopfe an und bringe nichts als HeilUnd Segen für und für.Zachäus´ Glück, Marias gutes Teil,Beschert´ ich gern auch dir,Wie ich den Jüngern einst beschiedenIn finstrer Nacht den süßen Frieden.So möchte ich dir mit holdem Gruße nah´n;Ich klopfe an.Ich klopfe an, bist, Seele, du zu Haus,Wenn dein Geliebter pocht?Blüht mir im Krug ein frischer Blumenstrauß,Brennt deines Glaubens Docht?Weißt du, wie man den Freund bewirtet?Bist du geschürzet und gegürtet?Bist du bereit, mich bräutlich zu empfah´n?Ich klopfe an.Ich klopfe an, klopft dir dein Herze mit,Bei meiner Stimme Ton?Schreckt dich der treusten Mutterliebe TrittWie fernen Donners Droh´n?O hör´ auf deines Herzens Pochen,In deiner Brust hat Gott gesprochen:Wach auf, der Morgen graut, bald kräht der Hahn:Ich klopfe an.Ich klopfe an; sprich nicht: Es ist der Wind,Er rauscht im dürren Laub.Dein Heiland ist´s, dein Herr, dein Gott, mein Kind.O stelle dich nicht taub;Jetzt komm ich noch im sanftem Sausen,Doch bald vielleicht im Sturmesbrausen.O glaub, es ist kein eitler Kinderwahn:Ich klopfe an.Ich klopfe an, jetzt bin ich noch dein GastUnd steh vor deiner Tür,Einst, Seele, wenn du hier kein Haus mehr hast,Dann klopfest du bei mir;Wer hier getan nach meinem Wunsch,Dem öffn´ ich dort die Friedenspforte,Wer mich verstieß, dem wird nicht aufgetan;Ich klopfe an.
Golgatha (Karfreitag) Durch manche Länderstrecke trug ich den Wanderstab,von mancher Felsenecke schaut ich ins Tal hinab;doch über alle Berge, die ich auf Erden sah,geht mir ein stiller Hügel, der Hügel Golgatha.Er ragt nicht in die Wolken mit eisgekrönter Stirn,er hebt nicht in die Lüfte die sonnige Alpenfirn,doch so der Erd entnommen und so dem Himmel nahbin ich noch nie gekommen, wie dort auf Golgatha.Es trägt sein kahler Gipfel nicht Wälderkronen stolz,nicht hohe Eichenwipfel, nicht köstlich Zedernholz;doch, alle Königszedern, die einst der Hermon sah,sie neigen ihre Kronen dem Kreuz von Golgatha.Nicht gibt es dort zu schauen der Erde Herrlichkeit,nicht grüngestreckte Augen, nicht Silberströme breit;doch alle Pracht der Erde verging mir, als ich sahdas edle Angesichte am Kreuz auf Golgatha.Kein Bächlein quillt kristallen dort aus bemoostem Stein,nicht stolze Ströme wallen von jenen Höhn landein;doch rinnt vom Stamm des Kreuzes in alle Lande daein Born des ew´gen Lebens das Blut von Golgatha.Dort schlägt der stolze Heide stillbüßend an die Brust,des Schächers Todesleide entblühet Himmelslust;dort klingen Engelsharfen ein selig Gloria,die Ewigkeiten singen ein Lied von Golgatha.Dorthin, mein Erdenpilger, dort halte süße Rast;dort wirf dem Sündentilger zu Füßen deine Last!Dann geh und rühme selig, wie wohl dir dort geschah,der Weg zum Paradiese geht über Golgatha
Das Kindlein schleicht am WiesenbachDen Blumen nach,Da winkt ein Blümlein himmelblau,Beperlt von Tau.Fünf Blättchen steh´n gereiht als SternMit goldnem Kern.Das Blümlein spricht zum Kind:"Ich bitt´,O nimm mich mit.Ich bleibe dir daheim am TischIm Glase frisch.Ich blühe dir allmorgens neu,In stiller Treu,Mein Herz ist fromm und sanftmein Licht,Vergiß mein nicht!"Der Jüngling greift im WandermutNach Stab und Hut,Ihn zieht es fern vom VaterhausZur Welt hinaus,Und Freund um Freund die Hand ihm bot:"Behüt dich Gott!"Ein Mägdlein still beiseite stand,Es schweigt ihr Mund,Ihr Auge schimmert himmelblau,Beperlt von Tau:Dein denk´ ich alle Morgen neuIn stiller Treu,Mein Herz ist fromm und sanft mein Licht,Vergiß mein nicht!"Es steht der Mann im Weltgewühl,Der Tag ist schwül,Der Hammer klopft, die Räder dreh´n,Die Mühlen geh´n,Zum Beten hat er wenig Zeit –In Kampf und Streit,Zum Himmel blickt er kaum hinaufIm Tageslauf,Da bricht ein Fleckchen HimmelblauDurchs Wolkengrau:"Dir lebt ein Gott, des Lieb´ und TreuAllmorgens neuDrum himmelan dein Angesicht,Vergiß mein nicht!"Still sitzt der Greis im KämmerleinBei Lampenschein,Er liest, es blättert leis die HandIm alten Band,Und plötzlich aus dem Auge feuchtEin Tropfen schleicht.Der Zeit gedenkt er still und treu,Wo´s frisch und neu;Der Hand gedenkt er tiefbewegt;die´s eingelegt;Das welke blaue Blümlein spricht:"Vergiß mein nicht!"
Zum neuen Jahr ein neues Herze,ein frisches Blatt im Lebensbuch.Die alte Schuld sei ausgestrichenund ausgetilgt der alte Fluch.Zum neuen Jahr ein neues Herze,ein frisches Blatt im Lebensbuch!Zum neuen Jahr ein neues Hoffen!Die Erde wird noch immer wieder grün.Auch dieser März bringt Lerchenlieder.Auch dieser Mai bringt Rosen wieder.Auch dieses Jahr läßt Freuden blühn.Zum neuen Jahr ein neues Hoffen.Die Erde wird noch immer grün.