Du kennst die letzte Wonne nicht,O Weib, und wirst sie nie ergründen:In deinen Augen glüht ein Licht,Das will nicht wärmen, will nur zünden!Wohl ist es süß, wenn ohne Laut,Wenn glutverzehrt von Qual und Hoffen,Ein Menschenaug´ in deines schaut,Vom Blitzstrahl deines Blicks getroffen;Doch weißt du nicht, wie süß das ist:In jener Liebe sich ergeben,Die liebend ihrer selbst vergißtUnd wähnt, ein Wunder zu erleben !Die selig sich gestehen kann:Ich schmied´ aus Schönheit keine Waffen;Es war kein Sieg, den ich gewann,Es war nur Glück, das ich geschaffen!
Das Leben ach! – O Mutter, bleib am Leben!Spinn noch dies schöne alte Märchen fortund teil mit uns, was du uns ja gegeben.Es ist so traut im alten Lehnstuhl dort,wenn ich die Hände leg´ in deine Hände,wenn sich dein Herz auf alte Zeiten besinnt;o sag: Noch ist das Märchen nicht zu Ende –und ich will lauschen – wie ein selig Kind.
Ja, schau mich an mit deinen BlickenVoll tiefer, seelensüßer GlutUnd trink´ mir aus mit Spiel und Nicken –Mein ganzes Herz, mein letztes Blut!Ich kann dir nimmer widerstreben;Nimm mich dahin – ich bin ja dein!Nähr´ deine Glut mit meinem Leben –Und in der Glut vergeht mein Sein!
Das braust und stöhnt im Waldgehege,Es kracht der Baum, die Wolken weh´n;Ich gehe schweigend meine Wege –Ich hab´s gelernt, im Sturm zu geh´n.Die Wogen sprüh´n empor, die weißen,Der See heult und der Nordwind brüllt.Sturm, willst du mir vom Herzen reißenAuch noch das Lied, das mich erfüllt?Ich geb´ dir´s nicht, – ich preß´ die ArmeUm dies gequälte, volle Herz,Erbarmungsloser Sturm, erbarmeDich meiner! – Laß mir meinen Schmerz!
Ich ging im WaldeDen alten Steig;Einst gingen wir beide –mein Herze, schweig!Es zittert der HerbstwindDurchs Goldgezweig!Einst war es Sommer –Mein Herze, schweig!
Es ist genug der Hände DrückenDer Füße Tritt, der Augen Nicken,Wenn, Liebchen, wir bei Leuten sind.Hör´ auf mit weitern Liebeswerken;Man will es fast zu deutlich merken,Daß wir uns lieben, gutes Kind.Sind wir dann insgeheim beisammen,So lüste frei die heißen Flammen;Bin ich doch, Närrchen, allzeit dein.Dann können wir uns satt ja küssenUnd, was wir je zuweilen missen,Mit Wucher bringen wieder ein.
Ein andrer hat das Weib errungen,Um das ich sang mit süßem Schall;Er ist der Held, der dich bezwungen,Doch ich bin deine Nachtigall!Und wenn ihr beide längst gefundenDen Schlummer, der mein Auge flieht,Singt immer noch in nächt´gen StundenDie Nachtigall ihr altes Lied.Zühküt, zühküt – die süßen Grüßeaus der vergangnen Liebeszeit;Und ihre Sehnsucht, o die süße,Ist reicher – als ihr beide seid!
Ich bin der Mönch Waltramus,Dem seliges Leid geschah,Ich läute die Abendglocken;Vale carissima!Es steht eine Burg am Berge,Wo ich die Traute sah.Mein Herz klingt in die Glocken:Vale carissima!Fern soll mir stehen Minne,Und stand mir doch so nah,Es steht ein Kloster im ThaleVale carissima!
Die Liebe lehrt im Finstern gehen,sie lehret an der Tür uns stehen,sie lehrt uns geben manche Zeichen,ihr süß Vergnügen zu erreichen.Sie lehrt auf Kunst-gemachten Letternzur Liebsten Fenster ein zu klettern,die Liebe weiß ein Loch zu zeigen,in ein verriegelt Haus zu steigen.Sie kann uns unvermerket führendurch so viel wohlbewahrte Türen,den Tritt kann sie so leise lehren:die Mutter sollt auf Katzen schweren.Die Liebe lehrt den Atem hemmen,sie lehrt den Husten uns beklemmen,sie lehrt das Bette sacht aufheben,sie lehrt uns stille Küßchen geben.Dies lehrt und sonst viel mehr das Lieben.Doch willstu dich im Lieben üben:so muß die Faulheit stehn beiseite,die Lieb erfordert frische Leute.Wer lieben will und nichts nicht wagen,wer bei dem Lieben will verzagen:der lasse Lieben unterwegen.Der Braten fleugt uns nicht entgegen.