Im Zaune klagt die Nachtigall,im Winde bebt der Flieder.Sie fliegt auf seinen schwanken Zweig,da beugt sich die Blüthe hernieder.Sie beugt sich nieder tiefbeglückt,und Regentropfen rinnenwie Thränen in das Grab hinab ...Da flattert der Vogel von hinnen.
Dich hat der Sturm begnadet,erfasst hat dich sein Hauch –da nun zum Tanz er ladet:dich lud er auch!Fliege! Schwebst du auch niederauf braunen Wintergrund –singe, o singe die Lieder,so froh – so wund! –Dich hat der Sturm begnadet,erfasst hat dich sein Hauch –da nun zum Tanz er ladet:dich lud er auch!
Groß ist das Leben und reich!Ewige Götter schenkten es uns,lächelnder Güte voll,uns, den Sterblichen, Freudegeschaffenen.Aber arm ist des Menschen Herz!Schnell verzagt, vergißt es der reifenden Früchte.Immer wieder mit leeren Händensitzt der Bettler an staubiger Straße, drauf dasGlück mit tönernen Rädernleuchtend vorbeifuhr.
Die du so fern bist in der großen Stadt,Ich grüße dich, die mein vergessen hat.Einst hast du meiner Tag und Nacht gedacht,Stunden des Glückes mit mir verbracht, verlacht.Froh unter Scherzen schlossen wir den Bund –Funkelt dein Auge noch, und lacht dein Mund?
Das Erste sei, daß man der Welt sich freue,sich vor den Andern froh empfinden lernein stiller Nähe wie in bunter Fernedas Alte frisch genieße wie das Neue.Doch schaff dir auch ein Herz voll stolzer Treue,eins in sich selbst und seinem tiefsten Kerne!Der Freie traut durch Wolken seinem SterneDas Brandmal aller Sklaven ist die Reue.
Wir hatten´s einst so gut verstanden,zu küssen uns zu rechter Stund,eh wir es selber ganz empfanden,gefunden hatte Mund den Mund.Ein einiger Gedanke schwebte,war weder mir noch dir bewusst,und plötzlich Lipp an Lippe bebteund plötzlich bebte Brust an Brust.Dann haben wir´s vergessen müssen,verleugnet ward die Kinderzeit,wir trugen, statt uns froh zu küssen,ehrbar und dumm das Heuchlerkleid.Doch als ich heut nach langen Tagen,dich still Geliebte wiedersah –wir hatten´s gar zu schwer getragen –war Kuss und Kindheit wieder da!
Und wenn dein Lächeln unter die Leute fällt – sie lesen es wie goldene Scherben auf, sie danken dir wie frohe Kinder, schreiten mit hellerem Auge weiter. An deiner Seite schweigend und ernst nur ich, dem du die leichte Hand in den Arm gelegt ... O fernes Gold der lieben Sterne – goldene Locken an meiner Schulter!
Das war der Duft, der deinem Haar entströmt,der mich umhüllt gleich einer Zauberwolke!– In tiefem Sinnen saß ich still bei Nacht,und die Gedanken sengten mir die Stirn –da war es mir, als wehte mir entgegenein fremd-vertrauter Hauch aus fern vergessnen Welten – –Ich strecke meine Arme nach dir aus!Das war der Duft, der deinem Haar entströmte ...