Die Wolken ziehen vom Mittag her,weißleuchtende Segel in blauem Meer.Wie alte Tempelsäulen stehnernstgraue Felsen; im Windeswehndarüber wallend ein grüner Kranz,und um sie im schimmernden, flimmernden Glanz,wie reiches Geschmeide,rotblühende Heide. Doch im Dämmern des Waldes in moosiger Kluftvon Tannennadeln ein schauernder Duft;ein Lichtstrahl, der verloren irrt,ein plätschernder Quell, ein Tauber girrt;verhallend stößt der kreisende Weihfernher aus den Lüften klagenden Schreihoch über den Zweigen;sonst tiefes Schweigen. Im Gerank und Gestein ein Pfad noch kaum,nur einsame Wildnis im Mittagstraum.Da schillert es auf wie ein spiegelnder Bach,aus silbernen Schindeln ein glitzerndes Dach,eine letzte Behausung, weithin alleinund verlassen im zitternden Sonnenschein;nur Rispen und Rankenlispeln und schwanken. Kein Laut; weit offen das graue Tor,zwei winzige Geschöpfchen nur knien davor;ein Büblein, ein Mägdlein, zusammengeschmiegt,barfüßig, barhäuptig. So reglos liegtauf den Knien das Pärchen. Ein Hauch bewegtihm das flächserne Haar; aneinander gelegthält stumm es nach obendie Hände gehoben. Ist´s zum Mittagsgebet? Kein Herdrauch steigtvom Dachfirst auf, und alles schweigt.Durchs Stubenfenster nur schimmert es hell:Ein Linnen, gespreitet auf niedrem Gestell,ein Kopf, heraufgebettet am Rand,ein weißes Gesicht; eine reglose Handhält licht wie von Goldeeine Blütendolde. Wie Silber rieselt´s vom glimmernden Dach;die Mutter liegt tot im dumpfen Gemach,der Vater stieg zum Kirchhof hinabin der Mittagsrast und bestellt ein Grab;tief drunten klirrt sein Schritt durchs Gestein,gleichmäßig. Die Kinder blieben allein,die Hände faltendund Totenwacht haltend.
Es fällt die Abenddämmerungvom Himmel nebelnd und weich,der laute Tag verstummet,einem müden Kinde gleich. Nur unsichtbar herniedervom Wipfel im leeren Hagdurch raschelnde Blätter des Vorjahrsruft einer Drossel Schlag. Die Wolke löst sich rieselndin Tropfen feucht und sacht;auf einsamem Wege befällt michdie dunkelnd einsame Nacht. Mir aber ist süß und sonnigvon Träumen die Seele bewegt,wie selig vor seinem Geburtstagein Kind zum Schlafen sich legt.
In allen trüben Stunden,Die mir die Welt gebracht,Hab´ ich allzeit empfundenDes alten Wortes Macht:Ein Saatgefilde ist die Zeit,Du erntest Lust, du erntest Leid –Der Tag hat seine StundenUnd ihre Zeit die Nacht.Das hab´ ich immer festeGehalten vor dem Sinn,Es kam und schwand das BesteSo wie das Schlimmste hin.Harr´ aus nur eine Weile lang,Bis es erinnernd wiederklang,Und was da bleibt vom Reste,Der Rest bleibt doch Gewinn.
In allen trüben Stunden,die mir die Welt gebracht,hab allzeit ich empfundendes alten Wortes Macht:Ein Saatgefilde ist die Zeit,du erntest Lust, du erntest Leid –Der Tag hat seine Stundenund ihre Zeit die Nacht.Das hab ich immer festegehalten vor dem Sinn,es kam und schwand das Bestesowie das Schlimmste hin.Harr aus, nur eine Weile lang,bis es erinnernd widerklang,und was da bleibt vom Reste,der Rest bleibt doch Gewinn.
Ob das Glück dich verzog,ob das Schicksal dir widrig,denk von dir nicht zu hoch,nicht von andern zu niedrig!Denk mit sicherem Mut,stets grad nur und recht,nicht von andern zu gut,von dir nicht zu schlecht.
Ist das ein seltsamliches Gewander:Ihr schrittet noch eben vergnügt miteinanderdurch Wälder und Wiesen und Sonnenschein,du siehst dich um – da gehst du allein.Er blieb zurück am Weggelände,das Wort auf den Lippen, er sprach´s nicht zu Ende;ein wunderlich Gebaren, und dochscheint deins verwunderlicher noch.Ganz ruhig gehst des Weges du weiter,hast schnell einen andern vergnügten Begleiter,und fröhlich wieder zieht ihr dreindurch Wälder und Wiesen und Sonnenschein.So geht´s eine Weile, das seltsame Wandern:Dann kommt es an dich, dann hörst du die andernnoch weiter lachen ins sonnige Land,und du bleibst einsam am Wegesrand.
Viel Zeitgenossen treibt die WeltMit dir empor auf dem großen Feld.Es schwillt aufs neue stets ihr SaftUnd setzt sich um in lebendige Kraft;In Ringen und Haschen mit Haupt und Hand,In Lieben und Hassen, in Herz und Verstand,Es treibt und drängt sich ab und zu,Und teil am Wege nimmst auch du;Tust mit, was jeder um dich tut,Verlangst dein Recht, erwirbst dein Gut.Es kennen dich viele von Haar und Gesicht,Von Wuchs und Stimme, Beruf und Pflicht.Du wirst geachtet, wirst geehrt,Es halten dich manche besonders wert.Doch selbst in der nächsten Freunde VereinIm Innersten bist du allein.Du teilst mit ihnen Leid und Lust,Doch nicht das Eigenste deiner Brust.Dein letztes, dein eigenstes Angesicht,Dein heimliches Selbst, sie kennen es nicht.Vielleicht erschräken sie, es zu sehn,Gewißlich würden sie´s nicht verstehn.Du bist ein Traum am lichten Tag,Den keiner mit dir zu fühlen vermag.Im vollsten Sonnenglanze fälltDein Schatten nur ins Aug der Welt.Und erst da drunten im Schattenreich,Da bist du allen für immer gleich.Und was geheim gewesen du,Die Erde deckt´s verschwiegen zu.