Fliegt der Schnee mir in´s Gesicht,Schüttl´ ich ihn herunter,Wenn mein Herz im Busen spricht,Sing´ ich hell und munter.Höre nicht, was es mir sagt,Habe keine Ohren,Fühle nicht, was es mir klagt,Klagen ist für Thoren.Lustig in die Welt hineinGegen Wind und Wetter!Will kein Gott auf Erden sein,Sind wir selber Götter.
Guckt nicht in WasserquellenIhr lustigen Gesellen,Guckt lieber in den Wein!Das Wasser ist betrüglich,Die Quellen sind anzüglich:Guckt lieber in den Wein!Narziß, der hat´s erfahrenIn seinen schönsten Jahren!Er sah nicht in dem Wein,Nein, in dem Quell der WildnisSein allerliebstes Bildnis –Guckt lieber in den Wein!Schon mancher ist versunken,Noch keiner ist ertrunkenIn einem Becher Wein;Die sich darin betrachten,Die können nicht verschmachten,Drum guck´ ich in den Wein!Ihr lustigen Gesellen,Guckt nicht in Wasserquellen,Guckt lieber in den Wein!Doch über euer GuckenVergeßt auch nicht zu schlucken –Trinkt aus, trinkt aus den Wein!(Vertont Albert Methfessel)
Willst du aus der Flut mich retten,Frag´ nicht, wo hinein ich fiel;Wo ich jetzt zu Grunde sinke,Das sei deines Auges Ziel.Reicher, frage nicht den Armen,Wie er arm geworden ist,Willst du fragen, frag´ dich selber,Wie du reich geworden bist!
Am Brunnen vor dem Tore da steht ein Lindenbaum: ich träumt´in seinem Schatten so manchen süßen Traum.Ich schnitt in seine Rinde so manches liebe Wort; es zog in Freud und Leide zu ihm mich immer fort.Ich mußt´ auch heute wandern vorbei in tiefer Nacht, da hab´ ich noch im Dunkel die Augen zugemacht.Und seine Zweige rauschten, als riefen sie mir zu komm her zu mir, Geselle, hier findest du deine Ruh!Die kalten Winde bliesen mir grad ins Angesicht, der Hut flog mir vom Kopfe ich wendete mich nicht.Nun bin in manche Stunde entfernt von jenem Ort, und immer hör ich´s rauschen: du fändest Ruhe dort!
Ich frage keine Blume,Ich frage keinen Stern;Sie können mir nicht sagen,Was ich erführ´ so gern.Ich bin ja auch kein Gärtner,Die Sterne stehn zu hoch;Mein Bächlein will ich fragen,Ob mich mein Herz belog.O Bächlein meiner Liebe,Wie bist du heut so stumm!Will ja nur Eines wissen,Ein Wörtlein um und um.»Ja« heißt das eine Wörtchen,Das andre heißet »Nein«:Die beiden Wörtchen schließenDie ganze Welt mir ein.O Bächlein meiner Liebe,Was bist du wunderlich!Will´s ja nicht weiter sagen Sag, Bächlein, liebt sie mich?
Auf einem Esel reitest du, dein Vordermann auf einem Roß, und hinter deinen Fersen keucht zu Fuß ein ungezählter Troß. Du siehst mit Neid dem einen nach, wie viele sehn dir hintendrein, und wenn die Herberg ist erreicht, gehn alle doch zu Fuß hinein.
Eine Krähe war mit mirAus der Stadt gezogen,Ist bis heute für und fürUm mein Haupt geflogen.Krähe, wunderliches Tier,Willst mich nicht verlassen?Meinst wohl, bald als Beute hierMeinen Leib zu fassen? Nun, es wird nicht weit mehr geh´nAn dem Wanderstabe.Krähe, lass mich endlich seh´n,Treue bis zum Grabe!
Ich schnitt´ es gern in alle Rinden ein,Ich grüb´ es gern in jeden Kieselstein,Ich möchte es sä´n auf jedes frische BeetMit Kressensamen, der es schnell verrät,Auf jeden weißen Zettel möcht ich´s schreiben:Dein ist mein Herz, und soll es ewig bleiben.Ich möchte mir ziehen einen jungen Star,Bis daß er spräch´ die Worte rein und klar,Bis er sie spräch´ mit meines Mundes Klang,Mit meines Herzens vollem, heißen Drang;Dann säng´ er hell durch ihre Fensterscheiben:Dein ist mein Herz, und soll es ewig bleiben.Den Morgenwinden möchte ich´s hauchen ein,Ich möchte es säuseln durch den regen Hain;O, leuchtet´ es aus jedem Blumenstern!Trüg´ es der Duft zu ihr von nah und fern!Ihr Wogen, könnt ihr nichts als Räder treiben?Dein ist mein Herz, und soll es ewig bleiben.Ich meint´, es müßt´ in meinen Augen stehn,Auf meinen Wangen müßt´ mans´ brennen sehn,Zu lesen wär´s auf meinem stummen Mund,Ein jeder Atemzug gäb´s laut ihr kund;Und sie merkt nichts von all dem bangen Treiben:Dein ist mein Herz, und soll es ewig bleiben!(vertont von Franz Schubert)
Was vermeid´ ich denn die Wege, wo die andern Wandrer gehn, suche mir versteckte Stege durch verschneite Felsenhöhn?Habe ja doch nichts begangen, daß ich Menschen sollte scheun – welch ein törichtes Verlangen treibt mich in die Wüstenein?Weiser stehen auf den Straßen, weisen auf die Städte zu, und ich wandre sonder Maßen, ohne Ruh´ und suche Ruh´.Einen Weiser seh´ ich stehen unverrückt vor meinem Blick; eine Straße muß ich gehen, die noch keiner ging zurück.