Wie eine trübe Wolke durch heitre Lüfte geht,wann in der Tanne Wipfel ein mattes Lüftchen weht:So zieh´ ich meine Straße dahin mit trägem Fußdurch helles, frohes Leben einsam und ohne Gruß.Ach, daß die Luft so ruhig! Ach, daß die Welt so licht!Als noch die Stürme tobten, war ich so elend nicht.
Von der Straße her ein Posthorn klingt.Was hat es, daß es so hoch aufspringt,Mein Herz?Die Post bringt keinen Brief für dich.Was drängst du denn so wunderlich,Mein Herz?Nun ja, die Post kömmt aus der Stadt,Wo ich ein liebes Liebchen hatt´,Mein Herz!Willst wohl einmal hinüberseh´nUnd fragen, wie es dort mag geh´n,Mein Herz?
Nun merk´ ich erst, wie müd´ ich bin,Da ich zur Ruh´ mich lege:Das Wandern hielt mich munter hinAuf unwirtbarem Wege.Die Füße frugen nicht nach Rast,Es war zu kalt zum Stehen;Der Rücken fühlte keine Last,Der Sturm half fort mich wehen. In eines Köhlers engem HausHab´ Obdach ich gefunden;Doch meine Glieder ruh´n nicht aus:So brennen ihre Wunden.Auch du, mein Herz, in Kampf und SturmSo wild und so verwegen,Fühlst in der Still´ erst deinen WurmMit heißem Stich sich regen!
Ich frage keine Blume,Ich frage keinen Stern;Sie können mir nicht sagen,Was ich erführ´ so gern.Ich bin ja auch kein Gärtner,Die Sterne stehn zu hoch;Mein Bächlein will ich fragen,Ob mich mein Herz belog.O Bächlein meiner Liebe,Wie bist du heut so stumm!Will ja nur Eines wissen,Ein Wörtlein um und um.»Ja« heißt das eine Wörtchen,Das andre heißet »Nein«:Die beiden Wörtchen schließenDie ganze Welt mir ein.O Bächlein meiner Liebe,Was bist du wunderlich!Will´s ja nicht weiter sagen Sag, Bächlein, liebt sie mich?
Guckt nicht in WasserquellenIhr lustigen Gesellen,Guckt lieber in den Wein!Das Wasser ist betrüglich,Die Quellen sind anzüglich:Guckt lieber in den Wein!Narziß, der hat´s erfahrenIn seinen schönsten Jahren!Er sah nicht in dem Wein,Nein, in dem Quell der WildnisSein allerliebstes Bildnis –Guckt lieber in den Wein!Schon mancher ist versunken,Noch keiner ist ertrunkenIn einem Becher Wein;Die sich darin betrachten,Die können nicht verschmachten,Drum guck´ ich in den Wein!Ihr lustigen Gesellen,Guckt nicht in Wasserquellen,Guckt lieber in den Wein!Doch über euer GuckenVergeßt auch nicht zu schlucken –Trinkt aus, trinkt aus den Wein!(Vertont Albert Methfessel)
An des Lebens voller Blüte hängt des Menschen Seele fest, Wie des Taues Perlentropfen in der Rose süßem Nest. Aber wann er auf die Erde mit den welken Blättern sinkt, folgt er gern dem Strahl der Sonne, der ihn liebend in sich trinkt.
Drüben hinterm DorfeSteht ein LeiermannUnd mit starren FingernDreht er was er kann.Barfuß auf dem EiseWankt er hin und herUnd sein kleiner TellerBleibt ihm immer leer.Keiner mag ihn hören,Keiner sieht ihn an,Und die Hunde knurrenUm den alten Mann.Und er läßt es gehen,Alles wie es will,Dreht, und seine LeierSteht ihm nimmer still.Wunderlicher Alter!Soll ich mit dir geh´n?Willst zu meinen LiedernDeine Leier dreh´n?
Auf einem Esel reitest du, dein Vordermann auf einem Roß, und hinter deinen Fersen keucht zu Fuß ein ungezählter Troß. Du siehst mit Neid dem einen nach, wie viele sehn dir hintendrein, und wenn die Herberg ist erreicht, gehn alle doch zu Fuß hinein.