Wie ein Land ohne Herrn,Wie die Nacht ohne Stern,Wie der Becher ohne Wein,Wie der Vogel ohne Hain,Wie ohne Auge ein Gesicht,Wie ohne Reim ein Gedicht:So ohne der LiebeScherz und Schmerz– das Herz.
Drüben hinterm DorfeSteht ein LeiermannUnd mit starren FingernDreht er was er kann.Barfuß auf dem EiseWankt er hin und herUnd sein kleiner TellerBleibt ihm immer leer.Keiner mag ihn hören,Keiner sieht ihn an,Und die Hunde knurrenUm den alten Mann.Und er läßt es gehen,Alles wie es will,Dreht, und seine LeierSteht ihm nimmer still.Wunderlicher Alter!Soll ich mit dir geh´n?Willst zu meinen LiedernDeine Leier dreh´n?
Von der Straße her ein Posthorn klingt.Was hat es, daß es so hoch aufspringt,Mein Herz?Die Post bringt keinen Brief für dich.Was drängst du denn so wunderlich,Mein Herz?Nun ja, die Post kömmt aus der Stadt,Wo ich ein liebes Liebchen hatt´,Mein Herz!Willst wohl einmal hinüberseh´nUnd fragen, wie es dort mag geh´n,Mein Herz?
Ich frage keine Blume,Ich frage keinen Stern;Sie können mir nicht sagen,Was ich erführ´ so gern.Ich bin ja auch kein Gärtner,Die Sterne stehn zu hoch;Mein Bächlein will ich fragen,Ob mich mein Herz belog.O Bächlein meiner Liebe,Wie bist du heut so stumm!Will ja nur Eines wissen,Ein Wörtlein um und um.»Ja« heißt das eine Wörtchen,Das andre heißet »Nein«:Die beiden Wörtchen schließenDie ganze Welt mir ein.O Bächlein meiner Liebe,Was bist du wunderlich!Will´s ja nicht weiter sagen Sag, Bächlein, liebt sie mich?
Willst du aus der Flut mich retten,Frag´ nicht, wo hinein ich fiel;Wo ich jetzt zu Grunde sinke,Das sei deines Auges Ziel.Reicher, frage nicht den Armen,Wie er arm geworden ist,Willst du fragen, frag´ dich selber,Wie du reich geworden bist!
Am Brunnen vor dem Tore da steht ein Lindenbaum: ich träumt´in seinem Schatten so manchen süßen Traum.Ich schnitt in seine Rinde so manches liebe Wort; es zog in Freud und Leide zu ihm mich immer fort.Ich mußt´ auch heute wandern vorbei in tiefer Nacht, da hab´ ich noch im Dunkel die Augen zugemacht.Und seine Zweige rauschten, als riefen sie mir zu komm her zu mir, Geselle, hier findest du deine Ruh!Die kalten Winde bliesen mir grad ins Angesicht, der Hut flog mir vom Kopfe ich wendete mich nicht.Nun bin in manche Stunde entfernt von jenem Ort, und immer hör ich´s rauschen: du fändest Ruhe dort!
Eine Krähe war mit mirAus der Stadt gezogen,Ist bis heute für und fürUm mein Haupt geflogen.Krähe, wunderliches Tier,Willst mich nicht verlassen?Meinst wohl, bald als Beute hierMeinen Leib zu fassen? Nun, es wird nicht weit mehr geh´nAn dem Wanderstabe.Krähe, lass mich endlich seh´n,Treue bis zum Grabe!