Stets diese Nacken, diese künstlich-weißen,Und stets dieselben gutgeschulten Augen!Ich weiß, was all´ die Marionetten taugen,Wenn jene Drähte, die sie führen, reißen ...Manchmal ist mir, als ob in´s Ohr mir rauneDen Liedertext die unbekannte Schöne;Die Worte hör ich dann, die dunklen Töne,Die sie mir sang in rasch erwachter Laune.Ja ... jedes Wort war nur für mich gesungen,Mir flammten ihrer Augen scheue Sonnen,Mich lockten alle gleißenden Dämonen,Die aus dem Liederkuß sich aufgerungen.
Du kämpfest nutzlos gegen jene Macht, Die alle Worte nicht erschöpfend nennen, Woran die Brust wir stets uns blutig rennen, Die unsre tiefsten Schmerzen frech verlacht. Was liebevoll der Welt Du zugebracht, Wofür begeistert treue Herzen brennen, Es scheitert doch ... Du wirst es noch erkennen An des Gemeinen ewig starker Macht.
Die traurige Kindheit,Des Vaters Tod.Der Jugend Blindheit,Die herbe Noth,Die Wintertage,Das dünne Kleid,Die Sorg´ und Plage,Das Seelenleid …Die Gleichgiltigkeit,Die schwer wie Erz,Die schmerzlose Zeit –Die mehr als Schmerz …Das alles wogte,Wieder vorbei,Mit leisem SchluchzenUnd dumpfem Schrei,Als deine HandDurch die Saiten glitt –— — —O, wie ich litt! –
Zuckt nicht die Achseln, grüßt nicht so höhnisch Und wendet euch nicht spöttisch ab! Ich will kein Geld von euch entlehnen, Will nicht zurück, was ich euch gab. Nicht euern Liebsten mehr gefährlich Bin ich und nimmer eurem Ruhm; Der Kummer nahm mir meine Schönheit Und all mein Unglück macht mich dumm. Ich komm´ zu euch, weil fortgetrieben Vom sichern Strand mein Lebensschiff; Ganz soll es scheitern, darum lenk´ ich´s Zurück zu euch –: ihr seid das Riff!
Soll ich es nochmals wiederholen? Ihr habt mich ja so oft gefragt, Und tausend Mal hab´ ich auf Ehre Die volle Wahrheit Euch gesagt. – Ja, ich bewund´re Eure Tugend, Und ich bewund´re Eure Kinder, Bewund´re Eure magern Mägde, Bewund´re Eure fetten Rinder; Bewund´re mehr noch Eure Männer, Bewund´re Eure kluge Stummheit, Bewund´re Eure feine Wäsche – Beneide Euch um Eure Dummheit.
Es fragen mich die Menschen,Was mich so elend gemacht;Ich sag´ euch, ich habe mein ElendMit auf die Welt gebracht.Es liegt in meinem FühlenIn dem halbentfesselten Geist,Der aufwärts will und der AllesZur Erde doch wieder reißt.
Auf dem alten jüdischen FriedhofeSinnend stand ich bei dem GrabeRabby Löv´s, des jüd´schen Weisen,Hörte wie im Traum den FührerSeine todten Ahnherrn preisen.Und warum, so frug ich staunend,All´ die Juden, groß und kleine,Auf das Grab mit leisem MurmelnWerfen bunte Kieselsteine?Und es wurde mir die Antwort:"Um zu ehren, ist geboten,Daß wir Blumen streu´n Lebend´gen,Steine auf das Grab der Todten."Von solch´ heidnischem GebraucheSind wir Christen längst gereinigt:Wir bekränzen stets die GräberJener, welche wir gesteinigt.
Sieh´, in dies dein theures BildnisMöcht ich mich so ganz versenken;Könnt´ ich, ach! dem Bilde dochAthem, Leben, Sprache schenken! Könnt´ ich in die kalten FormenGluth und Blut und Liebe gießen,Könnt ich diese lieben HändeHeiß zu heißem Drucke küssen! – Ach, ich kann es nicht. Es bleibetKalt und stumm in stolzer Ruh´!Aber du bist gut getroffen:Denn es ist so ganz wie du!
Ihr seid beleidigt, weil ich nichtGerührt in Eure Arme stürzeUnd das Verzeihungs-ArrangementMit keiner Reuescene würze.Ich flehte nicht, Ihr selber seidNun plötzlich gnädig mir gewogen;Doch legt die Gnadenmienen ab,Schaut, welche Kluft Ihr einst gezogen.Setzt nur herüber kühnen Sprungs,Seid einmal menschlich-unbesonnen…Brecht Ihr auch das Genick dabei,Hat Welt und Hölle nur gewonnen.