Am Teich Ich kenne dich, du schwarzer Teich, Genau weiß ich den Tag, Als eine Todte still und bleich An deinem Rande lag; Und als der Pöbel scheu und stumm Sich langsam nahte dir Und abergläubig, feig und dumm Bekreuzte sich vor ihr; Als eine Hand den schönen Leib Mit Haken an sich riß – Der rohe Hauf´ das todte Weib Ein gottverdammtes hieß. – Das starre Antlitz hold und bleich, Schaut´ ich so manche Nacht, In schwarzen Stunden, schwarzer Teich, Hab´ oft ich dein gedacht.
Stets diese Nacken, diese künstlich-weißen,Und stets dieselben gutgeschulten Augen!Ich weiß, was all´ die Marionetten taugen,Wenn jene Drähte, die sie führen, reißen ...Manchmal ist mir, als ob in´s Ohr mir rauneDen Liedertext die unbekannte Schöne;Die Worte hör ich dann, die dunklen Töne,Die sie mir sang in rasch erwachter Laune.Ja ... jedes Wort war nur für mich gesungen,Mir flammten ihrer Augen scheue Sonnen,Mich lockten alle gleißenden Dämonen,Die aus dem Liederkuß sich aufgerungen.
Einschneidend ist mein Lied und peinlich,So frostig wie die Winternacht,Es hätte sonst nach mir wahrscheinlichManch´ Thörin Ähnliches gebracht,In Versen rauh und lebensfeindlich,Wie ich geweint, geflucht, gelacht,So derb-unkünstlich, geistig-kleinlich,So tief gefühlt und – seicht gemacht.
Ich hab´ einen schönen Traum geträumtIn einer langen Nacht;Da warst du gut und freundlich mit mir,Doch hat´s mich traurig gemacht.Du hieltest mich an die Brust gedrückt,Unser Athem hat sich vereint;Ich habe dir die Hände geküßtUnd leise dabei geweint.Du legtest die Hände mir auf´s HauptUnd sahst mich forschend an;Ich aber weinte immer fort,Du hast mir Leides gethan.»Und hab´ ich dir auch Leides gethan,Vergiß es nur geschwindUnd weine nicht« – so sprachest du –»Mein armes verlorenes Kind!Du sollst nicht mehr verlassen sein,Ich will dich hegen und pflegen,Und weil du bald stirbst, so will ichDich selbst zur Ruhe legen.« –Ich aber weinte immer fortIn der langen bangen Nacht –Und bin im Arm eines AndernAm Morgen aufgewacht.
Auf dem alten jüdischen FriedhofeSinnend stand ich bei dem GrabeRabby Löv´s, des jüd´schen Weisen,Hörte wie im Traum den FührerSeine todten Ahnherrn preisen.Und warum, so frug ich staunend,All´ die Juden, groß und kleine,Auf das Grab mit leisem MurmelnWerfen bunte Kieselsteine?Und es wurde mir die Antwort:"Um zu ehren, ist geboten,Daß wir Blumen streu´n Lebend´gen,Steine auf das Grab der Todten."Von solch´ heidnischem GebraucheSind wir Christen längst gereinigt:Wir bekränzen stets die GräberJener, welche wir gesteinigt.
Zuweilen dünkt Dich: reich bin ich ja doch,Denn immer hab´ ich etwas noch zu geben,Wer mir nur naht, er nimmt ein Stücklein nochAus diesem armgeplündert-dunklen Leben.Du schauest voll Bewunderung sie an,Die auszunützen Dich so wohl verstanden.Noch sind sie höflich ... werden grob sie, dannWeißt Du, daß sie zu nehmen Nichts mehr fanden.
Ihr seid beleidigt, weil ich nichtGerührt in Eure Arme stürzeUnd das Verzeihungs-ArrangementMit keiner Reuescene würze.Ich flehte nicht, Ihr selber seidNun plötzlich gnädig mir gewogen;Doch legt die Gnadenmienen ab,Schaut, welche Kluft Ihr einst gezogen.Setzt nur herüber kühnen Sprungs,Seid einmal menschlich-unbesonnen…Brecht Ihr auch das Genick dabei,Hat Welt und Hölle nur gewonnen.
Die alte Frau hat ein hartes Gesicht,Doch kluge, sanfte Augen,Die wenig mehr beim PfenniglichtUnd nicht zum Weinen taugen.Sie war ein Balg … Als FindelkindVerlass´ner als die Armen,Bat weder Herren noch GesindUm Futter und Erbarmen.Sie griff fest zu und schaffte strammWie ehrbar ernste Leute,Daß nie sie Unverdientes nahmErfreut das Weib noch heute.Sie zeigt auch jetzt mit BauernstolzErdarbte Talerscheine:"Die sind mein unverbranntes Holz,Meine ungetrunknen Weine…Die sind mein ungegessenes Brot,Auf jedem steht geschrieben:Ein Alter ohne Schand´ und Not…Und was mir Gott schuldig geblieben."
Zuckt nicht die Achseln, grüßt nicht so höhnisch Und wendet euch nicht spöttisch ab! Ich will kein Geld von euch entlehnen, Will nicht zurück, was ich euch gab. Nicht euern Liebsten mehr gefährlich Bin ich und nimmer eurem Ruhm; Der Kummer nahm mir meine Schönheit Und all mein Unglück macht mich dumm. Ich komm´ zu euch, weil fortgetrieben Vom sichern Strand mein Lebensschiff; Ganz soll es scheitern, darum lenk´ ich´s Zurück zu euch –: ihr seid das Riff!
Ich habe mich zu erhängen gesucht:Der Strick ist abgerissen.Ich bin in´s Wasser gesprungen:Sie erwischten mich bei den Füßen.Ich habe die Adern geöffnet mir:Man hat mich noch gerettet.Ich sprang auch einmal zum Fenster hinaus:Weich hat der Sand mich gebettet.Den Teufel! ich habe nun alles versucht,Woran man sonst kann verderben –Nun werd´ ich wieder zu leben versuchen:Vielleicht kann ich dann sterben.