Zwei Jungfrauen sitzen am Meeresstrand;Die Eine weint in die Fluthen,Die Andre mit dem Kranz in der HandWirft Rosen in die Fluthen.Die eine, trüber Wehmuth Bild,Stöhnt mit geheimem Beben:"O Meer, o Meer, so licht und wild,Wie gleichst du so ganz dem Leben!"Die Andre, lichter Freude Bild,Jauchzt selig lächelnd daneben:"O Meer, o Meer, so licht und wild,Wie gleichst du so ganz dem Leben!"Fortbraust das Meer und überklingtDas Jauchzen und das Stöhnen;Fort wogt das Meer und, ach, verschlingtDie Rosen und die Thränen.
Zwei Wanderer zogen hinaus zum TorZur herrlichen Alpenwelt empor;Der eine ging, weil´s Mode just,Den andern trieb der Drang in der Brust.Und als daheim nun wieder die zwei,Da rückte die ganze Sippe herbei,Da wirbelt´s von Fragen ohne Zahl:"Was habt ihr gesehen? Erzählt einmal!"Der eine drauf mit Gähnen spricht:"Was wir gesehen? Viel war es nicht!Ach, Bäume, Wiesen, Bach und Hain,Und blauen Himmel und Sonnenschein!"Der andere lächelnd dasselbe spricht,Doch leuchtenden Blicks, mit verklärtem Gesicht:"Ei, Bäume, Wiesen, Bach und Hain,Und blauen Himmel und Sonnenschein!"
Gesät hab´ ich meine FreudeTief in die Erde hinein;Doch weil sie zu tief, drum wollteNur spärlich die Ernte gedeih´n.Hinauf an die höchsten SterneGeheftet hab´ ich meinen Schmerz;Doch weil er so hoch, drum fiel erMir doppelt schwer nun auf´s Herz.
Die Seele warm,das Auge klar,die Lippe wahr,von Stahl der Arm;für´s andre sorgendein Heut´ dein Morgen.
Wenn Nachts der freundliche SchlummerDie silbernen Fäden webt,Da trägt es mich flugs in ein Gärtchen,Wo Liebe nur schafft und lebt.Drin grünet manch seliges Plätzchen,Drin blühet manch lieblicher Strauß;Da pfleg´ ich mein friedliches GärtchenUnd schmück es gar sorglich aus.Mit Freuden und Leiden der Liebe,Bis der purpurne Morgen kam,Doch nicht mit all meinen FreudenUnd nicht mit all meinem Gram!Denn würde zur farbigen BlumeJedweder selige Traum,Für all die Blüthen und BlumenWär´ in dem Gärtchen nicht Raum.Und fiele gar jegliche ThräneAls Thau auf die Fluren schwer,Bald sähe man statt des GärtchensEin blitzendes Perlenmeer.Und lächelten Blicke der LiebeAls Sonnen von Himmelshöhn,Bald glänzten auf´s Gärtchen mehr SonnenAls Halme auf Wiesen stehn.Und flatterte jegliches KüßchenAls farbiger Schmetterling,Bald blühten zu wenig der BlumenDen Faltern im Gartenring.Doch trübte jeglicher ZwiespaltAls Wolke der Sonnen Schein,Traun, oben am Himmel blieb´ esWohl ewig heiter und rein.Und wüchse jegliche UntreuDes Liebchens als Schierlingskraut,Ich hätte die SchierlingsstaudeIm Gärtchen noch nie erschaut.So träum´ ich mir Nachts mein GärtchenAus der Liebe Freuden und Gram;Wie anders doch ist es zu schauen,Wenn wieder der Morgen kam!Die Falter sind all´ entflogen,Die Sonnen sind alle verglüht,Die seligen Plätzchen verschwunden,Die Blumen versengt und verblüht.Der einzige Thau sind die Thränen,Der Schierling das einzige Grün,Und über erstorbenen KeimenZiehn düstere Wolken dahin.
Lästert nicht die Zeit, die reine!Schmäht ihr sie, so schmäht ihr euch;Denn es ist die Zeit dem weißen,Unbeschriebnen Blatte gleich,Das Papier ist ohne Makel,Doch die Schrift darauf gebt ihr!Ist die Schrift just nicht erbaulich,Nun, was kann das Blatt dafür?
Ich hab´ eine alte Muhme,Die ein altes Büchlein hat,Es liegt in dem alten BucheEin altes, dürres Blatt.So dürr sind wohl auch die Hände,Die´s einst im Lenz ihr gepflückt.Was mag doch die Alte haben?Sie weint, so oft sie´s erblickt.
Warum auch zweite LiebeNoch stets mit bangem Muth,Mit Angst uns füllt und ZweifelnWie´s kaum die erste thut?Seht, ein ergrauter BergmannFährt in der Grube Nacht,Und alle Weg´ und TritteKennt er im dunkeln Schacht.Er, dem wie seine HütteBekannt der Stollen ward,Bekreuzt sich doch und betet,Bevor er wagt die Fahrt.