Ich trau auf deine Hand,daß sie mich wohl behüte,weil alle deine Güteund Liebe mir bekannt,und daß ein sich´rer Hortdas Unheil von mir wende.O Herr, in deine Hände!Dies sei mein letztes Wort.
Die beste Politik Von allem, was zu Leid und FrommenBisher das Leben mir gebracht,Ist manches unverhofft gekommen,Und manches hatt´ ich überdacht;Doch seltsam! wo ich schlau und feinMich abgesorgt zu grauen Haaren,Da bin ich meistens abgefahren,Und Unverhofftes schlug mir ein. Ein jeder kommt doch gern zu Brode,Doch blieben mir die Gönner kalt,Tat ich gleich klein wie eine LodeGen einen mächt´gen Eichenwald;Und nur der ärmliche Student,Bei dem ich manche Nacht verwachte,Als Mangel ihn aufs Lager brachte,Der dachte mein als Präsident. Den Frauen will man auch gefallen,- Zumal, sieht man nicht übel aus, -In die Salons sah man mich wallen,Verschmitzt hinein, verdutzt heraus;Und nur die täglich recht und schlichtMich wandeln sah im eignen Hause,Die trug in meine kleine KlauseDes Lebens süßestes Gedicht. Auch Ruhm ist gar ein scharfer Köder,Ich habe manchen Tag verschwitzt,Verschnitzelt hab´ ich manche Feder,Und bin doch schmählich abgeblitzt;Und nur als ich, entmutigt ganz,Gedanken flattern ließ wie Flocken,Da plötzlich fiel auf meine LockenEin junger frischer Lorbeerkranz. So hab´ aus allem ich gezogenDas treue Fazit mir zuletzt:Daß dem das Glück zumeist gewogen,Der es am mindesten gehetzt;Und daß, wo Wirken ein GeschickNach eigner Willkür kann bereiten,Nur Offenheit zu allen ZeitenDie allerbeste Politik.
FrühlingDie Rebe blüht, ihr linder HauchDurchzieht das tauige Revier,Und nah und ferne wiegt die LuftVielfarb´ger Blumen bunte Zier. Wie´s um mich gaukelt, wie es summtVon Vogel, Bien´ und Schmetterling,Wie seine seidnen Wimpel regtDer Zweig, so jüngst voll Reifen hing. Noch sucht man gern den SonnenscheinUnd nimmt die trocknen Plätzchen ein;Denn nachts schleicht an die Grenze dochDer landesflücht´ge Winter noch. O du mein ernst gewalt´ger Greis,Mein Säntis mit der Locke weiß!In Felsenblöcke eingemauert,Von Schneegestöber überschauert,In Eisespanzer eingeschnürt:Hu, wie dich schaudert, wie dich friert!Sommer Du gute Linde, schüttle dich!Ein wenig Luft, ein schwacher West!Wo nicht, dann schließe dein GezweigSo recht, daß Blatt an Blatt sich preßt. Kein Vogel zirpt, es bellt kein Hund;Allein die bunte FliegenbrutSummt auf und nieder übern RainUnd läßt sich rösten in der Glut. Sogar der Bäume dunkles LaubErscheint verdickt und atmet Staub.Ich liege hier wie ausgedorrtUnd scheuche kaum die Mücken fort. O Säntis, Säntis! läg´ ich dochDort - grad´ an deinem Felsenjoch,Wo sich die kalten, weißen DeckenSo frisch und saftig drüben strecken,Viel tausend blanker Tropfen Spiel:Glücksel´ger Säntis, dir ist kühl!Herbst Wenn ich an einem schönen TagDer Mittagsstunde habe acht,Und lehne unter meinem BaumSo mitten in der Trauben Pracht: Wenn die Zeitlose übers TalDen amethystnen Teppich webt,Auf dem der letzte SchmetterlingSo schillernd wie der frühste bebt: Dann denk´ ich wenig drüber nach,Wie´s nun verkümmert Tag für Tag,Und kann mit halbverschloßnem BlickVom Lenze träumen und von Glück. Du mit dem frischgefallnen Schnee,Du tust mir in den Augen weh!Willst uns den Winter schon bereiten:Von Schlucht zu Schlucht sieht man ihn gleiten,Und bald, bald wälzt er sich herabVon dir, o Säntis! ödes Grab!Winter Aus Schneegestäub´ und NebelqualmBricht endlich doch ein klarer Tag;Da fliegen alle Fenster auf,Ein jeder späht, was er vermag. Ob jene Blöcke Häuser sind?Ein Weiher jener ebne Raum?Fürwahr, in dieser UniformDen Glockenturm erkennt man kaum; Und alles Leben liegt zerdrückt,Wie unterm Leichentuch erstickt.Doch schau! an Horizontes RandBegegnet mir lebend´ges Land. Du starrer Wächter, laß ihn losDen Föhn aus deiner Kerker Schoß!Wo schwärzlich jene Riffe spalten,Da muß er Quarantäne halten,Der Fremdling aus der Lombardei:O Säntis, gib den Tauwind frei!
Was redet ihr so viel von Angst und NotIn eurem tadellosen Treiben?Ihr frommen Leute, schlagt die Sorge tot,Sie will ja doch nicht bei euch bleiben!Doch wo die Not, um die das Mitleid weint,Nur wie der Tropfen an des Trinkers Hand,Indes die dunkle Flut, die keiner meint,Verborgen steht bis an der Seele Rand -Ihr frommen Leute wollt die Sorge kennen,Und habt doch nie die Schuld gesehn!Doch sie, sie dürfen schon das Leben nennenUnd seine grauenvollen Höhn.Hinauf schallt´s wie Gesang und Loben,Und um die Blumen spielt der Strahl,Die Menschen wohnen still im Tal,Die dunklen Geier horsten droben.
Was rennst, was mühst du dich,Zu mehren deine Tat.Halt nur den Acker rein,Dann sprießt von selbst die Saat;In Ruhe wohnt die Kraft,Du mußt nur ruhig sein,Durch ohne Tür und TorDie Gnade lassen ein.
O fünfzehn Jahre, lange öde Zeit!Wie sind die Bäume jetzt so starr und breit!Der Hütte Tür vermocht´ ich kaum zu regen,Da schoß mir Staub und wüst Gebrüll entgegen,Und an dem blanken Gartensaale drüben,Da steht ´ne schlanke Maid mit ihrem Lieben,Die schaun sich lächelnd in der Seele Grund,In ihren braunen Locken rollt der Wind:Gott segne dich, du bist geliebt, mein Kind,Bist fröhlich und gesund!
Denk an das Aug’, das, überwacht,noch eine Freude dir bereitet;denk an die Hand, die manche Nachtdein Schmerzenslager dir gebreitet.Des Herzens denk, das einzig wundund einzig selig deinetwegen;und dann knie nieder auf den Grundund fleh um deiner Mutter Segen.
Auch Ruhm ist gar ein scharfer Köder,Ich habe manchen Tag verschwitzt,Verschnitzelt hab ich manche Feder,Und bin doch schmählich abgeblitzt;Und nur als ich, entmuthigt ganz,Gedanken flattern ließ wie Flocken,Da plötzlich fiel auf meine LockenEin junger frischer Lorbeerkranz.
Kein Wort, und wär es scharf wie Stahles Klinge, soll trennen, was in tausend Fäden eins, so mächtig kein Gedanke, daß er dringe in den Becher reinen Weins. Das Leben ist so kurz, das Glück so selten, so großes Kleinod, einmal sein statt gelten!
Vom Grabe ist der Herr erstandenund grüßet, die da sein.Und wir sind frei von Tod und Bandenund von der Sünde Moder rein.Ich soll mich freun an diesem Tage.Ich freue mich, mein Jesu Christ.Und wenn im Aug´ ich Tränen trage,du weißt doch, daß es Freude ist.