Durch silberne Halme
Eisiger Scheiben
Dämmert zu mir
Ins Dunkel der Mond.

Ich bin ein See,
Erstarrt zu Eise,
Darin sich spiegelt
Der traurige Mond;

Dürres Schilf
Zittert und flüstert ...
Ich höre dich weinen
Und schluchzen, wie einst.

Einst füllt´ ich achtlos
Dir Tage mit Leide,
Bis daß du weintest
Aus schluchzender Brust.

Wohl hab ich flehend
Geküßt die Tränen,
Doch war´s geschehen,
Daß du geweint.

Jetzt ist dein Auge
Längst getrocknet ...
Doch weinst du ewig
In meiner Seele.

Und ich muß weinen
All deine Tränen,
Geliebtes Antlitz
Und noch viel mehr.

Bruno Wille

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deutscher Theologe und Philosoph, Schriftsteller
* 6.2. 1860 - Magdeburg
31.8. 1928 - Schloss Senftenau in Aeschach, Lindau am Bodensee
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