LiebesglückO wie so leicht in seligen GenüssenSich mir die Stunden jetzt dahinbewegen!Ins Auge schau´ ich dir, bist du zugegen,Und von dir träum´ ich, wenn wir scheiden müssen.Oft zügeln wir die Sehnsucht mit Entschlüssen,Doch will sich stets ein neu Verlangen regen,Und wenn wir kaum verständ´ger Rede pflegen,Zerschmilzt sie wieder uns und wird zu Küssen.Der erste weckt Begier nach tausend neuen,Es folgt auf Liebeszeichen Liebeszeichen,Und jedes scheint uns höher zu erfreuen.Nun erst begreif´ ich ganz den Lenz, den reichen,Wenn er nicht endet, Rosen auszustreuen,Die alle schön sind und sich alle gleichen.
Wie manchen Blick du frei und freierIn´s Walten der Natur getan,Auf´s neue hinter jedem SchleierSieht doch die alte Sphinx dich an.Du kannst ihr nimmer Antwort geben,Wenn sie die letzte Frag´ entbot;Ein ewig Rätsel ist das Leben,Und ein Geheimnis bleibt der Tod.
Niemals werd´ ich das vergessen,Wie dein Arm mich noch umfing,Jedes Wort beim bangen PressenDir in Tränen unterging.Ach, wir lernten erst im ScheidenUnsre Liebe ganz verstehn,Und doch war´s uns beiden, beiden:´s ist auf Nimmerwiedersehn!Seit der Stunde jener SchmerzenNoch den Druck von deiner HandFühl´ ich kühl auf meinem Herzen,Wie ich damals ihn empfand.Und wenn alles schweigt um mich,Mir aufs Bett die Sterne scheinen,Ist mir oft, ich höre dichIn der Ferne weinen.
Du fragst mich, liebe Kleine,Warum ich sing und weine,Du fragest, was mich schmerzt?Ich habe den Lenz versäumet,Ich habe die Jugend verträumet,Ich habe die Liebe verscherzt.Mir schwoll der Becher am Munde,Ich hatte nicht Durst zur Stunde,Ich ließ vorüber ihn gehn.Mir winkt´ im grünen LaubeGranate, Feig´ und Traube,Doch hab´ ich sie lassen stehn.Und als nun kam der Abend,Die Sonn´ im Glanz begrabend,Da war mein Durst erwacht;Aber der Becher der Wonnen,Die Früchte waren zerronnen,Und dunkelte rings die Nacht.Die Welt hat mich verlassen;Nun sing ich auf den GassenMein Lied, wie tief es schmerzt:Ich habe den Lenz versäumet,Ich habe die Jugend verträument,Ich habe die Liebe verscherzt.
Ich sah den Wald sich färben,Die Luft war grau und stumm;Mir war betrübt zum Sterben,Und wußt es kaum, warum.Durchs Feld von HerbstgestäudeHertrieb das dürre Laub;Da dacht´ ich: Deine FreudeWard so des Windes Raub!Dein Lenz, der blütenvolle,Dein reicher Sommer schwand;An die gefrorne ScholleBist du nun festgebannt.Da plötzlich flog ein klaresGetön in Lüften hoch:Ein Wandervogel war es,Der nach dem Süden zog.Ach, wie der Schlag der Schwingen,Das Lied ins Ohr mir kam,Fühlt´ ich´s wie Trost mir dringenZum Herzen wundersam.Es mahnt aus heller KehleMich ja der flücht´ge Gast:Vergiß, o Menschenseele,Nicht, daß du Flügel hast!
Was du gründlich verstehst, das mache!Was du gründlich erfuhrst, das sprich!Bist du Meister im eignen Fache,Schmäht keine Schweigen im fremden dich.Das Reden von allem magst du gönnen,Denen, die selbst nichts machen können!
Heute wär ich fast erschrockenDir zu Füßen hingestürzt,Als du plötzlich deiner LockenWilden Reichtum losgeschürzt.Glänzend um die schlanken GliederWallt ihr fesselloser SchwallAuf des Teppichs Purpur niederWie ein schwarzer Wasserfall.Ach, und als du nun die braunenRätselaugen aufwärts schlugstUnd in reizendem Erstaunen,Was mich so verwirrte, frugst,Als du dann zum Spiegel hüpftestUnd die Schnur von Perlen dirTändelnd um die Stirne knüpftest –O wie schön erschienst du mir!Lauschend, keines Wortes mächtig,Stand ich, atemlos gebannt,Wie verzaubert in ein prächtigMärchen aus dem Morgenland.
Das ist das alte Lied und Leid,daß die Erkenntnis erst gedeiht,wenn Mut und Kraft verrauchen;die Jugend kann, das Alter weiß;du kaufst nur um des Lebens Preisdie Kunst, das Leben recht zu brauchen.
Wenn es rothe Rosen schneit,Wenn es Liebe regnet,Oeffne, Herz, dem Glück dich weit,Das so hold dich segnet.Halt´ im Liede fest den GlanzSolcher Freudentage.Doch in´s Heut versunken ganzNicht nach Morgen frage.Weißt du doch, der RosenzeitFolgt die Sonnenwende,Und die Liebe lohnt mit LeidImmerdar am Ende.
Weil ich ohne Groll und KlageDies Geschick des Lebens trageUnd den Sturm zur Ruh beschwor:Meint ihr, daß ich drum vergessen,Was ich einst so reich besessen,Was ich, ach, so früh verlor?Zwar die Tränen sind zergangen,Zu des Tags bewegtem PrangenLernt´ ich lächeln, wie vorher;Doch geräuschlos, tief im Herzen,Gehn die nie verwund´nen SchmerzenWie ein leiser Strom durch´s Meer.