Glaubt mir, es wird mir oft zur Pein:Es fällt mir immer etwas ein!Ach, dies soll nicht geprahlet sein:Denn nicht Gedanken nur allein:Wunsch-Schlösser, stolz und kühn und fein,Und Traumgebäude von schönem Schein, –An Männlein und Weiblein der Glaube mein, –Es fällt mir immer etwas ein!
Zur Ruhe gehe keine Nacht,Wenn einer deiner Lieben grollt;Wer weiß, ob morgen ihr erwacht,Euch auszusöhnen wie ihr sollt.Das Herz, das jetzt so stürmisch pochtIn Trotz und Stolz und hartem Sinn,Ein über Nacht verglimmter Docht,Ist morgen schon vielleicht dahin.Dann gibt nicht wieder dir der MundErwidernd der Versöhnung Kuß;Er schloß sich unversöhnlich undIm Aug´ erlosch der Thräne Fluß.Weh! mußt am Sarg du dir gestehn,Gedenkend an sein Angesicht,Als du´s das letztemal gesehn,Da war´s in Liebe und Friede nicht!Drum fühlst du abends Grimm und Groll,Laß drüber hingehn keine Nacht.Stark ist der Trotz – doch wundervoll,Viel stärker ist der Liebe Macht.Zum Freunde geh und beut die Hand,Du selbst zuerst zum Frieden an:Und sternenwärts dein Haupt gewandt,Geh freudig heim, zu schlummern dann!
Wo ist Gott? Im Meeresrauschen!Wo ist Gott? Im Eichenwald!Kehr in dich und lerne lauschen,Seinen Atem hörst du bald!Wo ist Gott? Im Duft der LindeUnd im Lied der Nachtigall!Und im Hauch der Frühlingswinde,Überall im Weltenall!
Schön Anna ging im Buchenhang,Den Gukuk hört sie schrein:"Mein lieber Gukuk, sag wie langmuß ich noch ledig sein?"Horch, Gukuk, einmal – zweimal – drei –Gott sei Dank, drei Jahr noch frei,Gukuk – viermal – Gottes Segen,Noch ein Jahr zum Überlegen!Horch – Gukuk – fünfmal – meinetwegen –Wahre Lieb tut spät sich regen.Und Gukuk – sechsmal – liebe Zeit!Mir tun die armen Freier leid.Gukuk – Gukuk – sieben – acht –Lieber Vogel gib fein acht!!Neunmal Gukuk – jetzt halt ein,Dummer Gauch, was soll das Schrein?Gukuk – zehnmal – geh und schweig,Du sitzt auf einem Eibenzweig,Am Zauberbaume fahl und wirr,Drum lieber Vogel, wardst du irr!"
Im weißen Haar und BartHab´ ich die Glut bewahrt:Wie Gott der Herr erschufIn Welschland den Vesuv:Im Herzen Brand, am Haupte Schnee,Zuweilen thut´s den beiden weh:Der eine bricht in Lava aus,Beim andern werden Verse draus.
Nun steht daheim der WeißdornstrauchIn ersten Knospentrieben:Und durch die Lüfte weht ein HauchVon leisem Lenz und Lieben.Nun singt daheim im AbendrotDie Amsel auf dem Flieder:»Vergeßt des Winters bange Not: –Bald büh´n die Veilchen wieder.«Hier starrt noch ringsum Frost und Eis:Und doch, mit Südlandstrieben,Durch meine Seele wogt es leis,Ganz leis, wie Lenz und Lieben.
»Sag´ an, was nennst du lieben?« –Von Sehnsucht umgetrieben,Versunken ganz im andern,Durch Stadt und Felder wandern, –In langen, wachen NächtenMit Gott und Menschen rechten, –Vom Kissen, dem vielheißen,Die nassen Augen reißen, –In tobendem VerlangenDie leere Luft umfangen, –Die Augen manchmal schließen,Der Bilder zu genießen,Die durch die Seele fließen, –In langen grauen TagenStumm, stolz die Pein ertragen –Und dennoch nie verzagenUnd dennoch nie entsagen,Glück, Ehre, Leben wagenUnd lieber doch verbrennen,Als diese Qual nicht kennen,Die Mark und Kraft zerrieben –Das, – etwa, – nenn´ ich lieben!
Spruch bei Annahme des roten Kreuzes(Anfang August 1870)Vergiß dich selbst, dein Glück, dein Leid,Sei gegen Grau´n und Furcht gefeit, –In Kampf und Schreck ein Held von Erz, –Dem Schmerz ein Balsam sei dein Herz, –Sei still und stark im SchlachtgedröhnUnd stirbst du so, so stirbst du schön.
Wenn eines Menschen Seele du gewonnenUnd in sein Herz hast tief hineingeschautUnd ihn befunden einen klaren Bronnen,In dessen reiner Flut der Himmel blaut:Laß deine Zuversicht dann nichts dir rauben,Und trage lieber der Enttäuschung Schmerz,Als daß du grundlos ihm entziehst den Glauben –Kein größer Glück als ein vertrauend Herz!Laß adlermutig deine Blicke schweifenBis dicht an die Unmöglichkeit heran:Kannst du des Freundes Thun nicht mehr begreifen,So fängt der Freundschaft frommer Glaube an.